Цели «Евразийского Движения»:
- спасти Россию-Евразию как полноценный геополитический субъект
- предотвратить исчезновение России-Евразии с исторической сцены под давлением внутренних и внешних угроз --
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"EURASIA. Rivista di Studi Geopolitici” Numero 1/2004
Die erste Nummer der neuen geopolitischen Zeitschrift "Eurasia" ist
erschienen. Die niveauvolle wissenschaftliche Zeitschrift wird ab nun drei
mal jährlich erscheinen und verdient Beachtung über Italien hinaus.
Vielleicht finden sich europäische Partner, die sich einem solchen Projekt
gegenüber aufgeschlossen zeigen.
Die Perspektive von "Eurasia" ist nicht nur auf die internationalen
Beziehungen im engeren Sinn gerichtet, sondern darüber hinaus auch auf die
kulturellen und spirituellen Verbindungen zwischen den Völkern der
eurasischen Kontintentalmasse, die ebenso grundlegend die geopolitischen
Verhältnisse der Vergangenheit und der Gegenwart bestimmen. In diesem Sinn
soll einerseits die wissenschaftliche Beschäftigung mit den geopolitischen
Gegebenheiten angeregt und zugleich die Notwendigkeit herausgearbeitet
werden, eine spirituelle Einheit Eurasiens zu entwickeln, die die Vielheit
der Völker und Kulturen umfaßt und an die Stelle der beiden falschen
Ideologien des "Kampfs der Kulturen" einer- und des "Schmelztiegels" treten
muß, um Eurasiens Stellung gegenüber der atlantischen Hypermacht zu
behaupten.
Diese Aufgabe soll durch Analysen und Reflexionen auf das Generalthema
Eurasien in politischer, wirtschaftlicher, kultureller, spiritueller,
geschichtlicher und wissenschaftlicher Hinsicht erreicht werden, aber auch
durch die konkrete Betrachtung spezieller Themenstellungen. In der erste
144-seitigen Ausgabe wurde neben zwei grundsätzlichen Aufsätzen zum
Verständnis der eurasischen Frage, begleitet von entsprechenden Rezensionen,
das Schwerpunktthema "Türkei" gewählt, ein sehr gutes Objekt um die Relevanz
der geopolitischen Betrachtungsweise Eurasiens zu erweisen.
Die Türkei ist neben der großen eurasischen Macht Rußlands der kleine
eurasische Staat, der ebenfalls von Europa nach Asien reicht (insbesondere
nach der heutigen, etwas beschränkten geographischen Standardmeinung, die
Europa nicht am Kaukasus, sondern am Bosporos enden läßt) und damit eine
eurasische Brücke bildet, wie auch der Titel des Beitrages von Dott. Carlo
Terracciano lautet (Turchia, ponte d´Eurasia). Der bekannte geopolitische
Theoretiker ("Rivolta contro il mondialismo moderno") gibt einen Überblick
über die türkische Geschichte und die geopolitische Lage der Gegenwart und
spricht auch die zukünftigen Optionen der Türkei: Panturanismus, Islam,
Europa an.
Prof. Claudio Mutti vertieft die geschichtliche Betrachtung um einen
wesentlichen Aspekt, der in der Diskussion zumeist unterschlagen wird: die
starke römische Prägung des Osmanischen Reiches (Roma ottomana) seit der
Eroberung Byzanz´. Der als Experte für die Tradition (im Sinne Guénons und
Evolas) und den Islam bekannte Autor spannt hierzu einen Bogen von der
Bedeutung Roms in der islamischen Überlieferung bis zur konkreten
Herrschaftspraxis des Osmanischen Reiches in Südosteuropa, die den
bedeutenden rumänischen Historiker Nicolae Iorga dieses als die "letzte
Hypostase Roms" bezeichnen ließ. (Welche okzidentale Ignoranz wenn heute
pauschal davon gesprochen wird, daß den islamischen Ländern das
griechisch-römische Erbe fehlen würde, ebenso wie das christliche - das
jedoch bereits im Koran enthalten ist - und das aufklärerische - das in
Wirklichkeit auf die arabische Wissenschaft zurückgeführt werden muß.)
Eine besondere Episode des Osmanischen Reichs wird von Martin A. Schwarz in
Erinnerung gerufen: die messianische Endzeitbewegung des Sabbatai Zwi, des
"Messias von Izmir", die 1666 zur islamischen (Schein-)Konversion gezwungen
wurde (L´eredità di Sabbetay Sevi). Den sogenannten Dönme wird vielfach eine
tragende Rolle bei der Zerstörung des Khalifats zugeschrieben, wie der Autor
nebenbei zeigt reichen die Verbindungen jedoch nicht nur von Istanbul bis
Jerusalem, sondern auch zum polnischen Judentum (Jakob Frank), und nach Wien
und Paris, zur französischen Revolution (Franz Thomas von Schönfeld alias
Moses Dobruschka).
Zurück zur geopolitischen Gegenwart. Aldo Braccio informiert über zwei
wichtige Projekte der Modernisierung, die von der türkischen Regierung
vorangetrieben werden und beträchtliche geostrategische Bedeutung haben
(Turchia: la potenza dell´acqua; Oledotti e gasdotti, per sé e per gli
altri). Das eine, "Güneydogu Anadolu Projesi" (GAP) betrifft das Wasser
(Trinkwasserexport und Energieversorgung), das andere die Öl- und
Gasverbindungen.
Der geostrategische Hauptaufsatz stammt von Tiberio Graziani, dem Leiter
dieser Zeitschrift, der durch zwei Bücher zu den Kriegen gegen Serbien und
den Irak hervorgetreten ist. Wir sehen uns nicht in der Lage hier die
einzelnen Punkte dieses bedeutsamen Aufsatzes (Dall´Impero aall´Eurasia)
nachzuzeichnen, denn Graziani geht mit wissenschaftlicher Sorgfalt sämtliche
Faktoren der geopolitische Ausgangslage durch. Wir begnügen uns damit die
drei Szenarien, die er für das Verhältnis Europas zur Türkei skizziert, zu
referieren, und zwar in der zusammenfassenden Ausführung von Claudio Mutti
("La Turchia e l´Europa", zu finden auf der Homepage von "Eurasia): "Das
erste Szenario ("euro-okzidental") ist dasjenige einer um Rumänien und
Bulgarien, nicht aber um die Türkei erweiterten Europäischen Union. Von
einem geopolitischen Gesichtspunkt bildet dieses Europa der siebzehn keine
vollständige Einheit, weil sie des südostlichen Pfeilers (gerade die Türkei)
beraubt sein würde und nur ein spärliches militärisches Gewicht im
Mittelmeer haben würde. Das Europa der siebzehn würde weiterhin den
Brückenkopf für die amerikanische Eroberung Eurasiens bilden. Die Türkei,
außerhalb der Europäischen Union und von den USA benützt, würde ein
ernsthafter Störfaktor der Destabilisierung Europas werden, weil sie die
Spannung auf dem Balkan aufrechterhalten und die Integration Kroatiens,
Serbiens, Mazedoniens, Bosnien-Herzegovinas und Albanien behindern würde.
Und dies ist das Szenario, das sich verwirklichen würde sofern die
Positionen der verschiedenen "France-Israel", Ratzinger, Islamophoben und
Neo-Lepanto-isten aller Art sich durchsetzen würden. Das zweite Szenario
("euro-amerikanisch") geht davon aus, daß die Türkei der Europäischen Union
beitritt um die atlantische Partei zu verstärken, die schon von
Großbritannien, Italien, Polen und Ungarn vertreten wird, und die
deutsch-französischen Versuche der Emanzipation zu sabotieren. Diese
Strategie (die ihre Grundlagen in der Theorie von Huntington hat) sieht
voraus, daß die turkophoben Positionen in einigen europäischen Ländern sich
schließlich in der Weise verstärken daß die Turkophobie, zusätzlich zur sehr
umfangreichen Kampagne der Diffamierung des Islam, einen geopolitischen
Graben zwischen Europa und den muslimischen Ländern des Mittelmeerraumes
erzeugt. Dieses zweite Szenario zeigt sich in einem Europa, das, die Türkei
beinhaltend, geopolitisch vollständig sein würde; jedoch würde jene Einheit
von der westlichen [atlantischen] Rolle untergraben, die der Türkei
zugedacht ist. Auch in diesem Fall würde in der Folge Europa destabilisiert
werden. Und dies ist das Szenario, das von Berlusconi, Fini, Panella, Bonino
in Aussicht genommen ist. An dieses zweite Szenario schließt sich die
Hypothese an, daß die Aufnahme der Türkei die Aufnahme des zionistischen
Gebildes vorwegnehmen und rechtfertigen könnte, auch wenn man bedeutsame
Tatsachen in Rechnung ziehen muß, wie die jüngsten diplomatischen
Unstimmigkeiten die zwischen Ankara und Tel Aviv aufgetreten sind, ebenso
wie die Weigerung der Türkei an der Aggression gegen den Irak teilzunehmen.
Das dritte Szenario ("eurozentrisch") sieht die Verschiebung des
europäischen politischen Schwerpunkts auf die Achse Paris-Berlin und den
gleichzeitigen Wechsel der Türkei von der philoatlantischen zur
kontinentalen Position voraus. So würden die USA einen wichtigen Verbündeten
verlieren und Europa ein unverzichtbares Element gewinnen. Von dem fragilen
gegenwärtigen, den angloamerikanischen Bedingungen untergeordneten
Trilateralismus (London, Paris, Berlin) könnte zu einer Achse
Paris-Berlin-Ankara übergegangen werden. Mit dem Einschluß der Türkei würde
die Europäische Union, auch ohne der NATO, die Kontrolle der Meerenge
erreichen und die Möglichkeit erhalten, von einem eigenen Zugang zu den
Energieressourcen Gebrauch zu machen. Im Zusammenhang der Europäischen Union
würden auch die Kurdenfrage und die Zypernfrage ihre Lösung finden. Dieses
Szenario ist es, das Brzezinski fürchtet und die Eurasier erhoffen (vgl. das
Interview von Alexander Dugin in der türkischen Zeitschrift "Zaman"). Vom
europäischen Gesichtspunkt ist zweifellos dieses dritte Szenario das
günstigste. Aber damit es realisiert wird, müssen wenigstens zwei
Bedingungen erfüllt werden. Die erste besteht in einer weiteren Stärkung des
politischen Lagers, das bei den letzten türkischen Wahlen triumphiert hatte
und in der parallelenn Schwächungen der kemalistischen Machtzentren. Die
zweite Bedingung besteht in der Abschwächung, wenn schon nicht in dem
Verschwinden, der turkophoben und islamophoben Gefühl, die in Europa von den
Anhängern des "Kampfs der Kulturen" verbreitet und kultiviert werden."
Soweit die Zusammenfassung durch Claudio Mutti, an deren letzten Punkt eine
Besprechung durch denselben Autor inhaltlich anschließt. Sie beschäftigt
sich nämlich mit einem der eifrigsten antitürkischen Propagandisten
(Alexander del Valle, La Turquie dans l´Europe). Dieser selbsternannte
Islam- und Türkeiexperte, dessen zahlreichen peinlichen Fehler Mutti
aufspießt, ist heute im Umfeld des französischen Likud und des B´nai B´rith
aktiv, übt jedoch über zwei ehemals neurechte "Vordenker" einen absurden
Einfluß auf die nationalistische - "identitäre" - französische Jugend aus,
die auf dieser Weise als unfreiwillige Kreuzzügler des Uncle Sam rekrutiert
wurde. Wie Mutti zeigt, sieht dieser Exponent der pseudogeopolitischen
Argumentation, die in Wirklichkeit nur auf die Aktivierung von Phobien
abzielt, durch einen EU-Beitritt der Türkei die geopolitische Kohärenz der
US-Hegemonie in Europa gefährdet, denn weitaus lieber ist diesen Kreisen das
Draußenbleiben der Türkei, die dann gleichwohl durch eine "privilegierte
Partnerschaft" (wie dieses Projekt nun getauft wurde) an die EU gebunden
werden soll, um sich als Störfaktor im Dienste Washingtons zu betätigen.
Die zentrale Bedeutung der zukünftigen Rolle der Türkei ist auch Bestandteil
des breiten Panoramas, das Alexander Dugin von der eurasischen Idee entwirft
(L´idea eurasiatista), daneben gibt Dugin auch einen Einblick in die neuen
Entwicklungen der russischen Außenpolitik, beispielsweise die Achse
Moskau-Teheran (gegen die gegenwärtig die schwersten Geschütze von den
USA/Israel aufgefahren werden), den Kaukasus, die fernöstlichen Beziehungen,
usw. Der Aufsatz wird aber auch seinem Titel gerecht, insofern er den
Eurasismus in seinen Grundzügen als anpassungs- und entwicklungsfähige Idee
des Pluriversums entwirft, die dem universalistischen globalen Anspruch des
Amerikanismus (Atlantismus) entgegentritt: "Die eurasische Idee ist ein
globales revolutionäres Konzept, das dazu aufruft, eine neue Plattform für
die gegenseitige Verständigung und Zusammenarbeit für eine große Ansammlung
verschiedener Kräfte zu bilden: Staaten, Nationen, Kulturen und Religionen,
die die atlantische Version der Globalisierung zurückweisen." Der Aufsatz
von Alexander Dugin, dessen Person vorzustellen wohl unnötig ist (ansonsten
ist in deutscher Sprache das Heft "Eurasien über alles" der Zeitschrift
"Junges Forum" als Einführung geeignet), steht im übrigen am Beginn des
Heftes, da er die umfassendste Darstellung des Themas gibt, wir sind hier
nur den umgekehrten Weg vom speziellen Fall zum allgemeinen Konzept
gegangen.
Alexander Dugin ist der bedeutende Wiederbeleber und Weiterentwickler der
eurasischen Idee, aber keineswegs der Erfinder. Der Abdruck eines Textes aus
dem Jahr 1927 von Nikolaj S. Trubeckoj (Il nazionalismo paneurasiatico),
eingeleitet durch ein historisches Porträt, kann daher auch diese Nummer
abrunden. In diesem Text erscheint der Paneurasianismus als ein Versuch der
Lösung der Nationalitätenfrage, die Sowjetrußland zu schaffen machte. An die
Stelle Rußlands sollte Eurasien treten, da weder exklusiver Nationalismus
noch illusionärer Internationalismus (als Auslöschung der nationalen
Eigenheiten) eine Ausschöpfung des kontinentalen Entwicklungspotentials
gewährleisten können. Trotzdem manche Elemente des heutigen Eurasismus sich,
zumindest in diesem Aufsatz von Trubeckoj, nur rudimentär finden lassen, so
ist doch ein zentrales Element, die Einfügung der Nationen in ein größeres
Ganzes, das die Nationen nicht auflöst, aber auch nicht beziehungslose
nebeneinander setzt, deutlich zu erkennen. Das wichtigste bleibt bei allem
Wissen um geographische, ökonomische und politische Gegebenheiten die Idee,
die in einen Großraum hineinstrahlt, um ihn zu definieren und zu einen. Eine
solche Idee zu artikulieren und zu ihrer Verbreitung beizutragen, ist wohl
die vornehmste Aufgabe dieser neuen Zeitschrift.
M.S.
"EURASIA. Rivista di Studi Geopolitici”
Direttore responsabile: Tiberio Graziani
Redattori: Aldo Braccio, Aleksandr Dugin, Tiberio Graziani, Claudio
Mutti, Daniele Scalea, Martin A. Schwarz, Carlo Terracciano, Stefano Vernole
Editore: Edizioni all’insegna del Veltro, Viale Osacca 13, 43100 Parma