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    Texten | Zur geopolitischen Bedeutung der Machteliten der USA | H.J. Krysmanski | 08.08.04  Напечатать текущую страницу
    H.J. Krysmanski

    Zur geopolitischen Bedeutung der Machteliten der USA

    1. Die Lage und das Handlungsfeld
    Welche Gruppen, Schichten, Organisationen steuern den Globalisierungsprozess? Wer sind die Global Players? Nicht erst seit dem 11. September 2001 gibt es darauf viele Anwortversuche, darunter wilde Geruchte und Verschworungstheorien. Der Soziologe Ralf Dahrendorf spricht von einer neuen 'globalen Klasse', andere sehen die 'Illuminaten' am Werk. Autoren wie Michael Hardt und Antonio Negri entwickeln in ihrem Buch 'Empire' ein neues Konzept von Geopolitik. Soziologen entdecken den Begriff der Machtelite wieder. Kein Zweifel kann daran bestehen, da? viele Angehorige der 'globalen Klasse' US-amerikanische Passe besitzen. Ich zeichne den Aufstieg der amerikanischen Machteliten zu ihrer gegenwartigen beherrschenden Position nach. Und frage abschlie?end nach Politikmoglichkeiten.

    Wie sieht die Lage gegenwartig aus?

    David M. Malone, fruherer kanadischer UN-Botschafter, am 11.12.02 (IHT): "Die Vereinigten Staaten besitzen nicht nur die komplette militarische Kontrolle uber die Anti-Terror-Koalition. Washington dominiert auch ohne jede Einschrankung in der Diplomatie. Die Amerikaner operieren nicht multilateral. Man konnte das eher als eine Art smarten Unilateralismus beschreiben, genauso, wie sie ihre smarten Waffen (smart weapons) benutzt haben, um militarische Hegemonie zu erringen. Wenn Amerikas Verbundete das nicht mogen, haben sie es nur sich selbst zuzuschreiben. Amerikas Rolle ist enorm gestarkt, und im Augenblick jedenfalls sind die Proteste seiner Verbundeten gegen diesen amerikanischen Unilateralismus verstummt."



    Charles Levendosky am 19.12.01 (New York Times News Service / IHT): "Die Bush-Administration ist dabei, eine geheime Nebenregierung zu schaffen, eine Regierung, die niemandem als dem Prasidenten verantwortlich ist. Der Kongre? poltert und stohnt, tut aber wenig gegen diese Zerstorung der verfassungsma?igen Checks and Balances. Und der Mehrheit der amerikanischen Bevolkerung, in den Fangen der Angst, ist das alles egal."

    William Pfaff am 29.12.01 (IHT): "Der wichtigste Wandel, der in letzter Zeit stattfand, ist die Aufwertung der Rolle des Geldes bei der Bestimmung der Frage, wie Amerika regiert wird. Diese Rolle war niemals gering, aber sie gewann eine neue Dimension, als der Oberste Gerichtshof entschied, da? Geld, welches fur die Wahl von Kandidaten und fur die Forderung von privaten und kommerziellen Interessen in Washington ausgegeben wird, eine Form der verfassungsma?ig geschutzten Meinungsau?erung darstellt. Dadurch wurde eine reprasentative Republik umgewandelt in eine Plutokratie."

    Bill Keller veroffentlicht am 31.12.01 (The New York Times / IHT) einen Artikel unter dem Titel: 'Missile Defense Is Not About Defense - It's About Offense'.

    Machteliten der USA: in der ersten Ringvorlesung dieser Reihe hatte Jorg Huffschmid, unter dem Titel 'Unter Geiern', uber die politische Okonomie der Finanzmarkte gesprochen. Unter dem Aspekt der Globalisierung steht hier das U.S. Finanzsystem sicherlich im Zentrum. Eine der schonsten und klugsten Analysen dieses hegemonialen Instrumentariums amerikanischer Machteliten stammt von Doug Henwood ( Wall Street. How It Works and for Whom, Verso, London, New York 1997). Einerseits, so Henwood, erfulle das U.S. Finanzsystem seine angebliche Aufgabe, die Ersparnisse der Gesellschaft in Richtung der besten Investitionen zu lenken, nur hochst kummerlich. Das System sei wahnsinnig teuer, gebe eigentlich falsche Signale zur Lenkung der Kapitalstrome und habe uberhaupt kaum etwas mit wirklicher Investitionstatigkeit zu tun. Auf der anderen Seite aber wurde der Finanzmarkt eines sehr gut machen: er bewirke die Konzentration von Reichtum. Der Mechanismus ist einfach: mithilfe staatlicher Verschuldung werden Einkommen von unten, von den einfachen Steuerzahlern, nach oben, zu den reichen bondholders, verschoben. Statt die Reichen zu besteuern, borge die Regierung von ihnen, und bezahle fur dieses Privileg auch noch Zinsen. Auch die Konsumentenkredite bereichern die Reichen; wer bei stagnierenden Lohnen und Gehaltern seine VISA-Karte benutzt, um uber die Runden zu kommen, fullt mit jeder Monatsrate auf sein Kreditkonto die Brieftaschen der Glaubiger im Hintergrund. Unternehmen des produktiven Sektors zahlen ihren Aktionaren Milliarden an jahrlichen Dividenden, statt ins Geschaft zu investieren. Kein Wunder also, da? der Reichtum sich auf spektakulare Weise immer mehr ganz oben zusammenballt, ja zusammengeklebt wird. "La?t man einmal die Frage beiseite, wo sie ihren Hauptwohnsitz haben (! Bahamas, Cayman Islands, Europe), verfugt das reichste halbe Prozent der U.S. Bevolkerung uber einen gro?eren Anteil am nationalen Reichtum als die unteren 90 Prozent, und die reichsten 10 Prozent verfugen uber dreiviertel des gesamten Reichtums. Und mit diesem Reichtum geht au?erordentliche soziale Macht einher - die Macht, Politiker, Publizisten und Professoren einzukaufen, die Macht, die Politik des Gemeinwesens ebenso wie die Politik der Konzerne zu diktieren."

    Wir wissen viel zu wenig uber die Rolle dieser neuen Finanzelite. Welche Rolle spielen die Portfolio-Manager der gro?en institutionellen Investoren? Man denke an den sich entfaltenden Enron-Skandal, der in vor-terroristischen Zeiten die Bush-Administration schon jetzt an den Rand des Abgrunds gebracht hatte. Diese Finanzeliten, so Henwood, "sind wandelnde Argumente fur worker ownership." Vielleicht kommen wir in diesem Zusammenhang auch noch auf die Carlyle Group zu sprechen, in der sich Bush-Familie und Bin Laden-Familie auf wundersame Weise im internationalen Finanzgeschaft wiederfinden.

    Noch einmal Doug Henwood: "Je mehr Gesellschaften polarisieren, desto so mehr borgen die Menschen ganz unten von denen, die ganz oben sind." Wir sind dann in jenem Stadium des Kapitalismus, das Jeremy Rifkin 'Hypercapitalism' oder 'The Age of Access' nennt, das Zeitalter des Vermietens und Verleasens von Zugangsberechtigungen und Nutzungsrechten in einer Welt, die uns nicht mehr gehort, weil wir sie verpfandet haben, bis ins dritte und vierte Glied.

    Machteliten, die Glaubiger der Welt?

    Kehren auf den Boden der Phanomene zuruck: Ralf Dahrendorf spricht, wie gesagt, in diesen Zusammenhangen von einer globalen Klasse: "Das sind die Leute, die von der Globalisierung direkt oder indirekt profitieren. Es sind nicht ganz wenige. In den Executive Class Lounges der Flughafen kann man sie finden (wenn sie nicht eigene Flugzeuge haben) und bei den Spezialkursen der grossen Gurus des neuen Management, auch - wenn auch meist fluchtig - in erlesenen Hotels, meist aber durch Telephon und Computer pausenlos vernetzt mit ihren Partnern uberall in der Welt. ... Wie das bei aufsteigenden Klassen zu gehen pflegt, hat es die globale Klasse rasch zu betrachtlichem Reichtum gebracht ... Auch hat die globale Klasse wie andere vor ihr einen Schweif von Helfern und Helfershelfern, Informationstechnologen und Steuerberater, Flugkapitane und personliche Assistenten, Sekretarinnen und Privatpolizisten, die in zunehmendem Masse das Bild der neuen Gesellschaft pragen."

    Lord Dahrendorf geht seit Jahrzehnten sehr gentlemanlike mit den Machteliten dieser Welt um, auch wenn ihm inzwischen angesichts der Schere der Ungleichheit, angesichts der Armut in den Megacities, der Aussichtslosigkeit der Jugend vor allem in der Dritten Welt und angesichts der durch jene besondere Form der Globalisierung hervorgerufenen Wiederbelebung von Stammesdenken und ethnischem Egoismus der Kragen zu platzen scheint.

    Ich habe nun aber noch nichts zur Geopolitik gesagt. Das ist, im wortlichen und im ubertragenen Sinne naturlich ein Gebiet voller Landminen. Ich will den Begriff der Geopolitik zunachst einmal so naiv nehmen, wie er au?erhalb Deutschlands uberall auf der Welt, ob in Frankreich oder in den USA oder in der VR China, benutzt wird. Geopolitik bezieht sich dann auf den Gegenstand aller wirklich relevanten Macht- und Herrschaftsprozesse, auf den Gegenstand aller Aktivitaten aller Machteliten und herrschenden Klassen: auf unseren Planeten, auf unsere Erde als Objekt der Begierde; auf die Frage, wem unsere Erde gehort, wer sich ihre Reichtumer und wie aneignet.

    Machteliten sind somit diejenigen Menschengruppen auf diesem Planeten, die uber die Bedingungen der Aneignung der Reichtumer dieser Welt verfugen; es sind diejenigen, die in einem allgemeinsten Sinne 'Eigentumsrecht' setzen - oder auch zerstoren - konnen. Die Aktivitaten von Machteliten beziehen sich dann auf zwei dialektisch miteinander verbundene Realitatsebenen. In einer anderen Zeit und in einer anderen Theorie hat man diese beiden Ebenen gelegentlich als Basis und Uberbau bezeichnet. Ich mochte, zunachst nur fur die Zwecke dieses Abends, von Geopolitik I und Geopolitik II sprechen.

    * Geopolitik I ware dann die Ebene, auf der unser Planet als Gegenstand allgemeiner Arbeit erscheint, als der Raum, in dem sich der Stoffwechsel von Natur und Gesellschaft vollzieht. Hier geht es um die aufbauenden und zerstorenden Wirkungen menschlicher Arbeit, um Produktion und Destruktion - und vor allem um die Ressourcen unseres Planeten und um die Biosphare.

    * Geopolitik II dagegen ware die Ebene, auf der unser Planet als der Sphare allgemeiner Kommunikation erscheint, beispielsweise als ein Netz weltumspannender kommunikativer Finanztransaktionen, als ein Raum unubersehbar vielfaltiger kultureller und massenkultureller Ausserungen. Vor allem aber ware Geopolitik II eine Ebene, auf der Okonomie nicht mehr ein Stoffwechselprozess zwischen Gesellschaft und Natur erscheint, sondern selbst als eine kulturelle Operation. Wo also folglich auch Machtpolitik nicht mehr Kampf um Ressourcen ist, sondern zu einem, wie etwa Michael Hardt und Antonio Negri in ihrem Buch 'Empire' (Harvard 2000) sagen, neuen imperialen Projekt fuhrt, einem globalen Projekt der vernetzten Macht. Ich komme, falls die Zeit reicht, darauf zuruck. Jedenfalls: Geopolitik II findet im Cyberspace statt.

    Nun bedeutet letztere Bemerkung uberhaupt nicht, dass nicht beide Ebenen von Geopolitik durchaus materiellen, raumlichen Charakter haben. Nur: fur die erste Ebene, Geopolitik I, reicht die euklidische Geometrie, fur die zweite, Geopolitik II, brauchen wir eine nicht-euklidische Geometrie...

    Und: wenn Machtpolitik die Aneignung des Reichtums dieser Welt bedeutet, so entfalten sich Aneignungsoperationen auf der geopolitischen Ebene I derzeit auf der Grundlage einer umfassenden Bestandsaufnahme der Ressourcen und der - sagen wir einmal - physischen und physikalischen Moglichkeiten unseres Planeten. Der planetarische Raum wird derzeit durchfunktionalisiert. Alles steht zur Disposition. Eine 'ursprungliche Akkumulation planetarischen Ausma?es' hat begonnen. Im Zentrum stehen die ressourcenreichen Territorien im funktionalisierten globalen Raum, zum Beispiel die Golf-Region und Zentralasien, aber auch der nordpazifische Raum.

    Aneignungsoperationen auf der geopolitischen Ebene II dagegen sehen ganz anders aus. Hier ensteht der Eindruck, als gehe es gar nicht mehr um Macht, sondern um Imagination, um Kultur, um Gefuhle vielleicht. Aneignung, Macht? Rifkin spricht sogar vom Verschwinden des Eigentums. Verfluchtigt sich nicht alle Macht und Herrschaft in den kommunikativen und kulturellen Weiten des Cyberspace? Nun, in Wirklichkeit werden naturlich auch die nicht-euklidischen Raume der Kommunikation und des Cyberspace derzeit durchfunktionalisiert und herrschaftsmassig zugerichtet. Auch hier haben die Machteliten ihre Professoren angeheuert und es ware ein Vergnugen, sich an diesem Punkt einmal mit den 'segensreichen' Wirkungen der Luhmannschen Systemtheorie auseinanderzusetzen.

    Uber Machelite redet man in der Tat tunlichst im Plural. Unter diesen Begriff namlich sind viele verschiedene Gruppen zu subsumieren, Konzern- und Finanzeliten, Militareliten, Kultureliten, die Spitzen der politischen Klasse und auch der Burokratie. Zur Machtelite werden diese Gruppen, wenn sie zusammenwachsen, sich untereinander verstandigen, an einem Strang ziehen, amalgamieren - und, wie wir vorhin von William Pfaff und anderen gehort haben, Geld und Profitstreben sind dabei ein ungeheuer wirksamer Kleister. Aber selbstverstandlich sind Machteliten - vor allem, wenn es um viel geht - auch untereinander oft bis auf den Tod verfeindet und auf jeden Fall fast immer ziemlich zerstritten.

    2. Die Geschichte der amerikanischen Machtelite
    Nur eine kurze Bemerkung zu den Dreissigern (New Deal):

    Franklin D. Roosevelt war ein vielgeha?ter Mann, als der junge John Kenneth Galbraith 1933 seinen ersten Beraterjob in der neuen Administration landete. Das New Deal bestand vor allem darin, den Wirt-schaftsbossen, nach Jahrzehnten der Selbstherrlichkeit und nach dem Desaster der Great Depression, eine staatliche Burokratie zur Seite zu stellen. "Wahrend der Roosevelt-Jahre wunderte man sich allenthalben, da? die Geschaftswelt so heftigen Widerstand gegen die Ausdehnung des offentlichen Sektors leistete. Schlie?lich diente das alles doch der Stabilisierung und Verbesserung ihrer eigenen finanziellen Gewinn-chancen. Es lag wohl daran, da? die herausragende Stellung von Big Business, sein Machtbewu?tsein herausgefordert wurden. Und diese Haltung gibt es noch heute, denn die Wirtschaftsbosse glauben zu-tiefst, da? sie die entscheidende Kraft im Wirtschaftsleben bleiben mussen." (John Kenneth Galbraith, Name-Dropping)

    Bis in die Dreissiger galt: korrupten lokalen und regionalen Politikergro?en und einer schwachen Washingtoner Zentralregierung stand eine durch die Feuer der freien Konkurrenz gegangene selbstbewu?te Business-Elite von Industriellen und Bankiers gegenuber. Sie hatte sich dieses Land bis zum Pazifik hin erschlossen und bestimmte wie selbstverstandlich uber den Gang der Dinge. Der Kern des Roosevelt-schen New Deal bestand in der uberfalligen Ausdehnung der Rolle des Staates bei der Bekampfung der Arbeitslosigkeit und bei der Planung und Entwicklung der Wirtschaftsstruktur. Zwar sahen allmahlich auch die oberen Zehntausend ein, da? eine moderne Industriegesellschaft nur durch ein komplexes Zu-sammenspiel verschiedener Eliten zu steuern war; und da? nun auch Planer, Verwalter, Experten - kurz, eine neue Elite von 'Technokraten' - ein Mitspracherecht beanspruchen konnten. Aber mu?te eine solche 'Modernisierung' gleich 'mehr Demokratie' bedeuten? Schlie?lich gab es ja auch andere entwickelte Industriegesellschaften wie Italien, Deutschland und Japan - und dort war das Problem durch die Einfuhrung des Faschismus, einer autoritaren und offensichtlich ebenso effizienten 'Wirtschaftsgesellschaft' gelost worden. Nicht von ungefahr also nahmen manche Angehorige der traditionellen amerikanischen Eliten autoritar-faschistische Losungen des Modernisierungsproblems mit Sympathie zur Kenntnis.

    2.1. Im Gefolge des Zweiten Weltkriegs waren die USA zur unangefochten starksten Industrienation der Welt geworden, und sie waren schon damals auf dem Wege zum globalen Finanzmanipulator

    Lassen Sie mich mit dem Gold beginnen. Diese Geschichte zieht sich hin bis 1971, bis zum Ende des Bretton Woods Systems.

    In den 30er Jahren war Fluchtgold in die USA gestromt, in riesigen Mengen, die Goldmenge hatte 1950 uber 24 Milliarden Dollar erreicht, fast 64 Prozent der gesamten nationalen Geldreserven der USA. Vor Kriegseintritt der USA wu?te man mit dieser zugeflossenen Gold- und damit Geldmenge nichts anzufangen. Sie stammte ja nicht aus Exporterlosen, sondern war aus dem dunklen Himmel Europas herabgefallen. Man hatte Angst vor inflationaren Auswirkungen und behielt das Gold in Fort Knox, streng getrennt von den normalen Geldbestanden. Wahrend des Zweiten Weltkriegs aber wurde das Fluchtgold plotzlich zur kostenlosen Kreditbasis fur die amerikanischen Kriegsausgaben. "Man behandelte den Goldschatz, als ware er uber Nacht aufgetaucht, und machte daraus die Kreditgrundlage zum Beispiel fur das riesige Lend&Lease Programm, mit dem die Alliierten auf Pump zu Waffen kamen. "Die Nation konnte Krieg fuhren, ohne da? die Menschen zuhause Opfer bringen mu?ten. Amerikas Rolle im Zweiten Weltkrieg wurde, im Sinne seiner Kreditbasis, mit dem Gold bezahlt, das dort Zuflucht gesucht hatte." (Terence McCarthy, Ramparts 1974, p. 52f, The End to Affluence: The Last Christmas in America) So wie fruher die Strome von Arbeitskraften und dann von Kapital Amerika beflugelt hatte, so jetzt eine vom Himmel gefallene Golddeckung des Dollar. "Das Wesen des Bretton Woods Systems bestand darin, da? der Rest der Welt Gold und U.S. Dollar als funktional identisch akzeptieren mu?te, wahrend die beiden in Amerika selbst nicht austauschbar waren." - "Kurz, die Vereinigten Staaten finanzierten ihre wachsenden Ubersee-Militarausgaben und den wachsenden Uberschu? im Au?enhandel dadurch, da? sie zuhause gedruckte Papierdollar im Ausland als Goldaquivalent ausgaben."

    Das konnte naturlich nicht ewig so weitergehen. Vor allem die Verbundeten wurden unruhig. Zwar wurde der Vietnamkrieg, unter stillschweigender Zustimmung europaischer und asiatischer Finanzinstitutionen (Zentralbanken usw.), zunachst auch noch so finanziert. Aber allmahlich wurden diese Grundlagen der Pax Americana bruchig. 1971 wurde das Bretton Woods System aufgrund internationalen Drucks aufgekundigt. Die Amerikaner wurden - neben der Niederlage in Vietnam spielte auch das Ol in Gestalt der OPEC usw. eine Rolle - zu einer Realpolitik gezwungen. Jetzt mu?te auch in Finanzdingen neu gezaubert werden. Aber ich greife den Dingen voraus.

    Spatestens seit 1945 hatten amerikanische Policy Planner unter der Uberschrift 'Pax Americana' damit begonnen, die Welt auf den Ruinen des deutschen, britischen und japanischen Imperialismus neu zu definieren. Es waren vor allem die 'War and Peace Studies' des 'Council on Foreign Relations', welche die Blaupause fur die politische, militarische und okonomische Hegemonie der USA darstellten.

    Der Kalte Krieg wurde inszeniert - und es war weitgehend eine Inszenierung. Die Vereinten Nationen erhielten ein hubsches Haus in Manhattan und wurden funktionalisiert. Die uberseeischen Militareinrichtungen wurden ausgebaut. Und die 'Culture Wars' begannen.

    (Ich ubergehe hier die enorme - wenn man so will - geopolitische Bedeutung der vielfaltigen Re-education-Programme, denen nicht zuletzt und besonders intensiv die Generation der zwischen 1925 und 1935 geborenen Deutschen unterzogen wurde. Diese Programme haben uns seinerzeit einerseits tatsachlich die Tore zur wirklichen Welt, auch zu den Werten der Demokratie und Freiheit weit aufgesto?en. Andererseits aber haben sie uns auch, gerade uns Sozialwissenschaftler, sensibel gemacht dafur, was hinter den Kulissen dieser Politik einer Pax Amerika in Gang gesetzt wurde.)

    Als Stalin Ende der 40er Jahre versuchte, mit massivem Propagandaaufgebot westliche Intellektuelle und Kunstler fur die Sowjetunion zu begeistern, blies die CIA zur Gegenoffensive. Um den Erfolg der Aktion nicht zu gefahrden, sollten die CIA als Initiator und die amerikanische Regierung als Geldgeber geheim bleiben. So organisierte der 1950 gegrundete 'Congress of Cultural Freedom' Ausstellungen und Kongresse, unterstutzte Verlage und finanzierte die beiden linksliberalen Zeitschriften "Der Monat" und "Encounter". Zu seiner Blutezeit unterhielt er in 35 Landern eigene Buros. "Wenn bei der CIA die Rede von Kultur war, dann in Anfuhrungsstrichen. Mit anderen Worten - das war ein trojanisches Pferd, auf dem politische Tagesbefehle transportiert wurden. Das war ein kultureller Marshallplan. Es ging darum, mit der Kultur die Felder der Au?enpolitik auszuweiten - auf sehr subtile und elitare Art und Weise." (Frances Stonor Saunders: Who Paid the Piper? The CIA and the Cultural War. Granta Books 1999)

    2.2. Die Vierziger: Heraufkunft einer amerikanischen Machtelite

    1942 erschien in New York Franz Neumanns Analyse der Struktur des nationalsozialistischen Herrschaftssystems unter dem Titel 'Behemoth'. Wenige Bucher haben die amerikanischen Intellektuellen jener Zeit tiefer beeindruckt. Neumann zeigte namlich, wie aus den Ingredienzen moderner Gesellschaft - Industrialisierung, Burokratisierung, Parlamentarisierung und Militarisierung - nicht nur Freedom and Democracy zusammengebraut werden konnen, sondern auch Diktaturen. Und er zeigte, da? das Zusammenspiel der entsprechenden Eliten (Monopol- oder Konzernelite, burokratische Elite, politische Klasse und Militar) durchaus in beide Richtungen laufen konnte, ja beide Richtungen einkalkulierte.

    Amerikanische Intellektuelle, die mit dem New Deal ein gewaltiges Anwachsen der Zentralburokratie (der 'Planungseliten') und der national agierenden politischen Elite beobachtet hatten, sahen mit der machtigen Kriegswirtschaft, welche den Sieg der Alliierten ermoglicht hatte, auch die Bedeutung der amerikanischen Konzerneliten und der Militareliten gewaltig zunehmen. Und sie sahen auch, wie das Zusammenspiel dieser Saulen amerikanischer Weltgeltung - zunachst aus Grunden der Fuhrung des hei?en, dann des kalten Kriegs, weit oberhalb des normalen parlamentarisch-demokratischen Prozesses ablief. Neumanns Nationalsozialismus-Analyse veranla?te deshalb viele amerikanische Intellektuelle zu der Frage, ob das, was im Deutschland der Weimarer Zeit moglich geworden war, der Ubergang in ein diktatorisches System, nicht auch in den USA moglich sein konnte.

    Dieser Gedanke hat im ubrigen die Intellektuellen uberall in der Welt nicht mehr losgelassen. C. Wright Mills beruhmtes Buch 'The Power Elite' von 1956 brachte dieses Thema auf den Punkt. Ein paar Jahr spater warnte Dwight D. Eisenhower vor der unkontrollierbaren Macht des amerikanischen Militar-Industrie-Komplexes. "Die Verbindung eines riesigen Militar-Establishments mit einer gewaltigen Rustungsindustrie ist eine neue Erscheinung in der Geschichte Amerikas. Der Einflu? - okonomisch, politisch, sogar geistig - ist spurbar in jeder Stadt, jedem Bundesstaat, jedem Regierungsburo...Vor allem in den Gremien unserer Regierung mussen wir uns vor der bewu?ten oder unbewu?ten Ubernahme unberechtigter Machtbefugnisse durch den Militar-Industrie-Komplex schutzen. Denn das Potential fur ein unheilvolles Anwachsen von Macht am falschen Ort besteht und stabilisiert sich...Nur eine wache und informierte Offentlichkeit kann dafur sorgen, da? die gewaltige industrielle und militarische Verteidigungs-Maschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen vernetzt wird, damit Sicherheit und Freiheit gemeinsam gedeihen konnen." (vgl. Krysmanski, Soz+Frieden)

    Verfolgen wir also ein wenig, wie die amerikanischen Eliten sich nach dem Zweiten Weltkrieg ausdifferenziert haben. Es kann in der Herrschaftsforschung kaum bezweifelt werden, da? den zentralen gesellschaftlichen Bereichen Konzernwirtschaft, Gewalt- und Militarapparate, Gro?burokratie und Spitzenpolitik Eliten aufsitzen, die (wie in der deutschen Geschichte letztlich) einmal weniger und (wie in der amerikanischen Entwicklung) einmal mehr horizontal miteinander zirkulieren, Personal austauschen, gemeinsam Politiken entwickeln und sich dafur vielfaltiger Vermittlungsstrukturen bedienen. Diese Konzern-, Militar-, Burokratieeliten bilden in ihrem Zusammenspiel (und ihren gelegentlich heftigsten Konflikten) den Kern der Machtelite. Um diesen Kern herum, oder besser: darunter, entstehen und lagern sich an vielfaltige weitere Eliten: Kultur- und Wissenschaftseliten, technokratische, publizistische und kunstlerische Eliten, Stars und Sternchen. Ich will versuchen, diese Ausdifferenzierung fur die letzten Jahrzehnte, Jahrzehnt fur Jahrzehnt, eine wenig zu typisieren.

    2.3. Die Funfziger: wie von Amerika eine globale sozio-okonomische Revolution ausgeht und ihr so etwas wie die Stilfuhrerschaft in okonomischen und sozialen Dingen verschafft

    Die 50er Jahre bescheren den USA auf der Basis ihres kriegsbedingten innen- und aussenwirtschaftlichen Aufschwungs eine Reihe von Neuerungen:

    * zur politischen Okonomie der 50er gehoren neue Management Systeme (White Collar), die Werbeindustrie, sowie weltweites contracting (Bechtle) und outsourcing, vor allem auch die Propagierung einer Shareholder-Gesellschaft (Charles Merril)

    * die Massenproduktion nimmt neue Formen an: Auto und Autokultur, Massenproduktion von Einfamilienhausern (William Lewitt-Town), von Hotelangeboten (motels, Holiday Inn), von fast food, von Restaurantangeboten (McDonald's)

    * die Massenmedien treten in eine neue Phase ein: TV, Quiz-Shows, Talkshows, Serien etc. mit exportierbaren Lifestyle-Mustern

    * eine Reihe von 'sozialen Erfindungen' beginnt sich auszuwirken: die Pille und daraus erwachsende Veranderung der sexuellen Normen, die Kulturindustrie entwickelt Weltfilme und vor allem: es entsteht die Rockmusik (Elvis Presley) als ein Unterton der pax americana ....

    Im Gefolge dieser okonomischen und sozialen Neuerungen bilden sich distinkte Sub- bzw. Funktionseliten (neue Aneignungsmuster) heraus, in den Massenmedien, der Werbebranche, im Managementtraining, im Lifestyle generell, zum Teil mit den Machteliten verbunden, zum Teil sie erganzend (Vorbereitung des Kennedy-Phanomens); alle diese Subeliten fugen sich ein in den globalen hegemonialen Prozess der USA:

    * hier spielt die Idee des 'Franchising' (McDonald's, Coca Cola - cf. Rifkins 'Access') eine entscheidende Rolle, die ja selbst schon eine interessante Eigentumsoperation darstellt

    * ein weiteres interessantes Prinzip ist: fur jedes privateste, individuellste Problem gibt es eine massenproduzierte Losung (Gurus des positiven Denkens, eines neuen Lifestyle drangen sich auf ...)

    * am wichtigsten aber ist in diesem Proze? die Durchsetzung des Prinzips, da? Freiheit nur durch die rigorose Anwendung individueller Eigentumsrechte errungen werden kann (the principle of freedom through property rights - Neo-Liberalismus): das wird sozusagen die Sprachregelung, unter der sich alle diese neuen Fuhrungs- und Fuhrergestalten mit der amerikanischen Machtelite zusammenfinden und in einer Stimme reden konnen (vor diesem Hintergrund die tribulations von C. Wright Mills' Listen Yankee!).

    Zusammengefa?t also: diese sozio-okonomischen Erfindungen und Erfolge der Funfziger bringen in gewisser Weise die Eliten untereinander und die Eliten und Massen zusammen, auch wenn die Wirtschaftelite die Oberhand hat, fur alle spricht: American pluralism sang with an ?upper-class accent’. (Schattschneider) Und dieser Song wurde zum Exportschlager.

    2.4. Die Sechziger: wie zwischen Kulturrevolution und brutaler imperialistischer Eroberungspolitik in Vietnam die Widerspruche, auch unter den Eliten, aufbrechen

    Die Burgerrechtsbewegung in den Sudstaaten (Martin Luther King, Jr.), die Grundung der Students for a Democratic Society (SDS) im Jahre 1962, eine erstmalige liberale demokratische Kongressmehrheit im Jahre 1964, die eine progressive Gesetzgebung (civil rights bills, Medicare, die Programme Great Society und War on Poverty) und schlie?lich Kennedys Sieg: das alles wurde auch durch einen Teil des Establishments ermoglicht. "By the early 1960s, the Southern civil rights movement enjoyed enormous support in the North, financial backing from the Ford Foundation, the Rockefeller Brothers Fund, the Field Foundation, and the Stern Family Fund, and editorial support from the major political magazines, newspapers, and television networks." (cf. auch D. Halberstams The Best and the Brightest)

    Gegen die Kommodifizierung der Kultur scheint sich in den 60ern, in Reaktion auf den 'Materialismus' der voraufgehenden Epoche, auf allen Ebenen eine Kulturrevolution zu entfalten unter dem Motto des Verschenkens, der Liebe, der Flower Power, des 'Follow the Free'. Diese Motive werden in der Cyberkultur der 90er auf seltsame Weise wieder auftauchen. Diese Motive der ersten amerikanischen Kulturrevolution haben ein Grundmuster in die Weltkultur eingefuhrt, dem sich Anti-Establishment-Bewegungen bis heute kaum, und wenn, nur auf schrecklich andersartige Weise, entziehen konnen. Mit anderen Worten, hier entstanden die Muster fur globale Gegeneliten, bis heute, bis in Attac hinein. Ein weiteres Exportgut.

    Es war eine Zeit eines fast utopischen Optimismus (Galbraith's The Affluent Society, Michael Harrington's The Other America), die Zahl der Milliardare war geschrumpft, man mu?te nur ein paar archaische politische und okonomische Arrangements beseitigen, damit alle - tendenziell weltweit und auch uber den Eisernen Vorhang (wo's jaja auch so schlecht nicht war) hinweg - an den Fruchten teilhaben konnten. Ein an Prasident Johnson (ja, Kennedy war ermordet worden) gerichtetes Manifest von Sozialwissenschaftlern, Gewerkschaftern, Unternehmern verkundete "The Triple Revolution": eine "cybernation revolution", die ein System fast unbegrenzter Produktivitat bei immer geringerem Anteil an menschlicher Arbeit versprach, eine "weaponry revolution", die Krieg als Methode der Losung internationaler Konflikte eliminierte, und eine "human rights revolution", die den Anspruch auf universale Anwendung der vollen Menschenrechte begrundete. Auch hier war etwas zu exportieren, und es zielte schon deutlich auf die geopolitische Ebene II.

    Doch die zweite Halfte der 60er begann mit den Rassenunruhen in Watts und der Eskalation des Vietnamkriegs. Dieser Krieg vor allem widersprach den amerikanischen Idealen, die gerade zur Exportreife entwickelt worden waren. Die Johnson-Adminstration erschien als der Inbegriff der Unehrlichkeit und die militarisch-geopolitischen Aktivitaten reflektierten ganz offensichtlich die wahren Prioritaten der amerikanischen Konzerne und der Machtelite (vor der Eisenhower zu Beginn des Jahrzehnts gewarnt hatte). So verstand sich der SDS im Jahre 1969 als die globale Speerspitze einer gewaltsamen Revolution gegen die USA. Die Pax Americana war tot. Und dennoch waren es nicht die gewaltsamen Anti-Kriegs- und Black Power-Bewegungen, die weltweit weiterwirken, sondern die damals begrundeten Umwelt, Konsumenten- und Frauenbewegungen (Nader/Green Party, the WELL, GBN).

    2.5. Zwischenbemerkung

    Dieser Sauseschritt durch das Eliten- und Realitatsebenen-Panorama der global agierenden amerikanischen Gesellschaft soll nicht den Anschein erwecken als spiele die harte wirkliche Machtelite - die Spitzen der Konzerne, der Burokratien, des Militars und der Politik - in diesen Jahren keine Rolle mehr. Das Gegenteil ist der Fall. Sie konsolidiert sich. In den 60ern ist vom National Security State die Rede, vom American Fascist State, vom Pentagon Kapitalismus usw. Und es ist ein Faktum, da? dort in den Herrschaftsstrukturen Gewaltiges geschieht, von dem durch den Kennedy-Mord nur ein Zipfelchen geluftet wird. Auch beginnt sich vom Industriekapitalismus der Finanzkapitalismus zu losen, zu verselbstandigen, so da? es sinnvoll wird, bei den Wirtschaftseliten zwischen Konzerneliten und Finanzeliten zu unterscheiden. Auch wird es immer interessanter, sich die noch daruber stehenden Superreichen, die Geldaristokratie, genauer zu betrachten (Ferdinand Lundberg, William Domhoff). Hier beginnen sich hofische, neo-feudale Strukturen um bestimmte, 'gesellschaftlich' besonders aktive Milliardarsgruppen auszufalten, die weit uber das hinausgehen, was einst um 1900 um die Robber Barons, die Rockefellers, Carnegies, J.P. Morgans und Fords schon entstanden war. Insofern dient dieser schnelle Durchgang durch die Geschichte nur der Veranschaulichung der Tatsache, da? hier eine herrschende Klasse, an ihrer globalen Aufgabe wachsend, sich durch die Jahrzehnte hindurch ausdifferenziert und durchfunktionalisiert.

    2.6. Die Siebziger: die Revolutionierung der amerikanischen Politik

    1969: The Eagle Had Landed - und in Amerika, im Gegensatz zum Rest der Welt, hatte niemand das so recht bemerkt.

    In den fruhen 70er schien das amerikanische politische System aus den Fugen zu geraten, die Loyalitat und Zustimmung der Offentlichkeit hatte eine Tiefpunkt erreicht, 40 Prozent der White Collar Worker, 66 Prozent der Blue Collar Worker hatten laut Umfragen kein politisches Vertrauen mehr in die Regierung.

    In den 70ern erfahrt das amerikanische politische System seine bis dato tiefgreifendsten Veranderungen. Wir haben Nixon, wir haben Watergate, wir haben 1975 die Vietnam-Niederlage, wir haben einen Jimmy Carter und wir haben, hinter den Kulissen - es gibt daruber ein schones Buch mit dem Titel 'The Hidden Election' - eine neues Arrangment innerhalb der Machteliten, insbesondere zwischen den Spitzen der multinational und der national agierenden amerikanischen Konzerne. Das System der Eliten und Subeliten formiert sich neu. Es ist nicht nur ein Erdrutsch, sondern fast ein Putsch, mit dem Ronald Reagan am Ende des Jahrzehnts Prasident wird. Und das Prasidentenamt wird dabei an Bedeutung dramatisch verloren haben.

    Zugleich wird, trotz des Vietnam-Desasters, die amerikanische Politik in der Welt immer komplizierter und erfolgreicher. Die Machtelite mit ihrer eigenen Policy-Infrastruktur hat ubernommen. Die Kalte Kriegs-Strategie wird durch eine Entspannungs-Strategie abgelost. Die Konflikte zwischen China und der Sowjetunion werden ausgenutzt. Auf einmal, trotz aller Konfrontation, fliegen Amerikaner und Sowjets gemeinsam in den Weltraum. 1972 wird der ABM-Vertrag abgeschlossen. Technisch-militarische Eliten uberall auf der Welt (auch in Chile) werden von den Amerikanern kooptiert. (Beispiel: Moskauer Maschinenbauinstitut - McDonnell-Douglas).

    Aber eine Frage ist ja interessant. Wie reagieren die amerikanischen Machteliten auf die Niederlage im Vietnamkrieg? Eine plausible Erklarung ist, da? der Watergate-Skandal eine Ablenkungsinszenierung ist. Ich darf mich einmal selbst aus einem Artikel von 1976 zitieren: "'Deep Throat" als Sprecher der herrschenden Klasse und die Washington Post als ihr Sprachrohr beginnen, ein Stuckchen von der geheimen Macht zu verschenken, aber nur, indem sie zugleich die Rolle des Prasidenten und damit das politische System weiter entscheidend schwachen. Sie ziehen alle Frustrationen, alle Wut uber die Vietnamniederlage auf eine ungluckliche Figur, die der herrschenden Klasse lange und mit Hingabe gedient hatte und schlagen so viele Fliegen mit einer Klappe: Ablenkung von Vietnam, Schwachung des politischen Systems, Bereinigung von Undichtigkeiten und Widerspruchen im industrie-militarischen Herrschaftsinstrument, Erzeugung peripherer politischer Bewegungen, Verhinderung zentraler politischer Bewegungen."(HJK, Abhangigkeitserklarung, Blatter 6'76, S.619)

    Es ist der Beginn eines bewu?t und medial inszenierten Entpolitisierungsprogramms: The Strange Disappearance of Civic America (Robert D. Putnam).

    Zugleich taten die Untersuchungen des House Committee on Impeachment dem armen Richard Nixon (der so viel weniger Dreck am Stecken hatte als Bush schon jetzt: Wahlfalschung/Enron) nicht wirklich weh. Und nichts uber Nixons Beziehungen zu machtigen Konzernbossen, nichts uber die kriminellen Bombardierungen Kambodschas kam zur Sprache. "The word was out: get rid of Nixon, but keep the system." Ford amnestierte Nixon, Nixons engster Mitarbeiter Haig wurde militarischer NATO-Chef. Ein bisschen mehr kam heraus in Untersuchungsausschussen uber die CIA: LSD-Experimente in den 50ern, Mordversuche an Castro in den 60ern, Henry Kissingers 'Destabiliserung' der Allende-Regierung in Chile. Das sogenannte Church-Kommittee deckte sogar ein Zipfelchen der damaligen Intellektuellen-Politik der CIA auf: "Die CIA benutzt jetzt hunderte von amerikanischen Hochschulangehorigen (Administratoren, Fakultatsmitglieder, Lehrassistenten und graduierte Studenten). Sie geben Hinweise, ermoglichen gelegentlich Anwerbegesprache und schreiben Bucher und Artikel, die im Ausland fur Propagandazwecke verwendet werden konnen. Diese Wissenschaftler befinden sich in uber 100 amerikanischen Colleges, Universitaten und anderen Institutionen. In den meisten dieser Institutionen wei? nur der Betroffene selbst von seiner CIA-Verbindung. In anderen ist zumindest ein Mitglied der Universitatsleitung informiert. Die CIA halt diese operationalen Beziehungen innerhalb der amerikanischen akademischen community fur die vielleicht sensibelsten uberhaupt und hat strenge Kontrollregeln fur die Operationen aufgestellt."

    Man konnte und mu?te solches, was ohnehin alle wu?ten, veroffentlichen, weil diese informellen Netzwerke der 'Best and Brightest' in der sich entfaltenden globalen Strategie der amerikanischen Machtelite eine besondere Rolle spielen sollten. Man gab zu, was schon war, um auf der Basis einer solchen verallgemeinerten Information weitergehen zu konnen als bisher. Denn hinter dem Spiel der Regierungskrisen ist das Selbstbewu?tsein der Machtelite enorm gewachsen. Robert Scheer schreibt 1976 im 'Playboy' uber Nelson Rockefeller, was fur seine ganze Klasse gelten kann: "Rockefellers am meisten beeindruckende Eigenschaft ist sein Vertrauen in seine Fahigkeit, jedermann kooptieren zu konnen ... Ich verstand bald, das Rockefeller implizit an die marxistische Klassenkampfanalyse glaubt - er steht nur eben auf der anderen Seite ... Die Rockefellers sind nicht machtig wegen ihres ungeheuren Reichtums, sondern weil sich sich durch geschickten Gebrauch ihres Reichtums zum Schiedsrichter (arbiter rerum) unseres politischen Grundkonsens machen konnten ... Wir neiden dazu, die grossen multinationalen Konzerne als unabhangige und miteinander rivalisierende Einheiten zu betrachten. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Die Spitzen der Industrie und Finanz verstandigen sich kontinuierlich sowohl in harten Diskussionen als auch bei freundschaftlichen gesellschaftlichen Begegnungen ... Rockefeller sagt von Henry (Kissinger), er sei klug, so wie man von einer Frau sagt, sie habe einen hubschen Hintern - es ist ein nutzliches Attribut, es regt einen sogar an, aber es ist kauflich." (zit. HJK, Abhangigkeitserklarung, Blatter f.dt.u.int.Pol., 6/76, s.612-621)

    Unter solchen Aspekten besonders wichtig ist die Rolle der Trilateralen Kommission, die 1973 von David Rockefeller und Zbigniew Brzezinski gegrundet wurde. Einerseits: Die Trilaterale Kommission verstand sich als Unterstutzung bei der Herstellung der fur eine multinationale Okonomie notwendigen internationalen Links. Ihre Mitglieder kamen aus den hochsten Kreisen des Geschaftslebens, der Politik und der Medien in Westeuropa, Japan und den Vereinigten Staaten: Chase Manhattan, Lehman Brothers, Bank of America, Banque de Paris, Lloyd's of London, Bank of Tokyo, etc. Ol-, Stahl-, Automobil-, Luftfahrt- und elektronische Industrie waren dabei. Dazu: Time magazine, Washington Post, Columbia Broadcasting System, Die Zeit, Japan Times, The Economist of London, usw.

    Die Trilaterale Kommission kummerte sich auch um das weltweit in die Krise geratene offentliche Vertrauen in 'The Governability of Democracies'. Und hier schon begegnen wir dem Harvard Professor und langjahrigen Berater des Wei?en Hauses, Samuel P. Huntington, in einer Denkschrift: "Im Kern war der demokratische Aufbruch der 60er eine allgemeine Herausforderung des bestehenden offentlichen und privaten Autoritatssystems. Das Besorgniserregende daran war vor allem der Niedergang der Autoritat des Prasidenten. Denn, so Huntington, man musse sich doch klar sein, da? in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg die USA von einem System regiert wurden, das aus dem Prasidenten bestand, der unterstutzt wurde von Schlusselfiguren und Gruppen in seiner Exekutive, in der Bundesburokratie, im Kongre? und in den bedeutenderen Unternehmen, Banken, Rechtsantwaltskanzleien, Stiftungen und Medien - eben durch das 'Establishment' des privaten Sektors." Howard Zinn (The Seventies: Under Control?, People's History of the United States) kommentiert: "This was probably the frankest statement ever made by an Establishment adviser." Und es deutete tatsachlich auf die Notwendigkeit, nach den 60ern und fruhen 70ern gegen das entstandene 'Democratic Distemper' (Huntington) eine stabilere und moglicherweise unsichtbarere Herrschaftsstruktur aufzubauen, ein 'Hidden Government', vielleicht ein ?Hidden World Government’.

    Eine solche Konsolidierung des amerikanischen Herrschaftssystems jenseits des demokratischen Prozesses. der politischen Schau, des Mediendonners, der sinkenden Wahlerbeteiligung, der obskuren politischen Klasse, war selbstverstandlich nicht nur funktional fur den Hausgebrauch, sondern vor allem fur die globalen Aktivitaten im amerikanischen Interesse. Nicht nur, aber auch im Kopf von Zbigniew Brzezinski, jenem ersten Sekretar der Trilateralen Kommission, formierte und formulierte sich eine geopolitische Doktrin, auf die ich gleich noch zu sprechen komme. Wichtig ist aber auch, wie ich schon mehrfach betont habe, da? fur die neuen, komplexen Finanzbeziehungen, die von der Wall Street geknupft wurden, neue Handlungsformen weitab von allen demokratischen Prozessen gesucht werden mu?ten. Glaubiger-Schuldner-Beziehungen der verwickelsten Art waren weltweit aufzubauen, gerade auch in den Block des Realsozialismus hinein und immer im Interesse der amerikanischen Finanzoperateure gewirkt. Auch das eine spannende Geschichte, die noch kaum geschrieben ist, sieht man einmal ab, was die kritische Seite angeht, von den Schriften Giovanni Arrighis (The Long Twentieth Century: Power, Money and the Origins of Our Times, 1994).

    2.7. Die Achtziger: wie die USA andere (Macht)Eliten kooptieren und eine globale Machtelite zu konstituieren beginnen

    In den 80ern gerat die Strategie der amerikanischen Machtelite, ihresgleichen weltweit zu kooptieren, zum Triumph. Der Aufstieg des Michail Gorbatschow aus einem riesigen Reservoir globalistisch angehauchter Ostblock-Karrieristen ist schon Anfang der 80er der Eckstein dieses Gebaudes, dem dann ganz viele folgenden (Beispiel: Goodwill Games 1984). Es wird nun geopolitisch umgesetzt, was auf der okonomischen, militarstrategischen, kultur- und finanzpolitischen Ebene in den voraufgehenden Jahrzehnten vorbereitet worden war. Das gesamte Ausma? hegemonialer Erfahrung kommt zum Tragen. Insofern ist dies auch die Zeit, in welcher die UNO an Bedeutung fur die USA verliert, in der andererseits die Zahl und Vielfalt der NGOs ungeheuer wachst und alle moglichen ominosen Organisationen entstehen bzw. wiederbelebt werden. Hier ist ein riesiger Bedarf an Herrschaftsstrukturforschung, dem interessanterweise die etablierten Sozialwissenschaften im Gegensatz zu fruheren Jahrzehnten in keiner Weise gerecht werden (siehe aber PIR, bis hin zu crackpots).

    Die Kooptation von Eliten weltweit, vor allem auch im Sudgurtel, wurde vor allem durch finanzpolitische Strukturveranderungen der Wirtschaft dieser Lander bewirkt. In seinem Buch 'Reaganism and Rollback. Harnessing the World Bank' beschreibt Walden Bellow, wie das vor sich ging. Fur die 'Reaganites' wurde die Weltbank, damals schon mit einem jahrlichen Budget von 12 Mrd. Dollar und 6000 Mitarbeitern, zum zentralen au?enpolitischen Machtinstrument. "Bei uber 70 Dritte Welt Landern, die in den 80ern bei IMF und Weltbank Programme beantragten, standen bei den Washingtoner Beurteilern dieser Antrage als Kriterien Stabilisierung, strukturelle Anpassung und letztlich Schocktherapien im Vordergrund. Das allgemeine Ziel bestand darin, die staatlichen Strukturen der Dritten Welt als Agenten wirtschaftlicher Entwicklung auszuschalten." (Bello) Damit wurden, um es politisch auszudrucken, die durch staatliche Strukturen zusammengehaltenen auslandischen Machteliten auseinandergebrochen. Sie konnten dann, nach dem Prinzip Teile und Herrsche, einzeln als Wirtschaftseliten, Militareliten, Kultureliten usw. in den hegemonialen Dunstkreis der USA gezogen werden.

    Zbigniew Brzezinski hat die gleiche geopolitische Strategie noch etwas politischer formuliert (Die einzige Weltmacht). Er uberpruft die wichtigsten Staaten der Reihe nach darauf hin, wer sich zum Gegner der US-Dominanz aufwerfen konnte. Es werden Ansatze gesucht, wie diese potentiellen Gegner geschwacht werden konnen - er sieht das Ganze als Schachspiel, in dem die Hauptfiguren als Staaten gegeneinander gesetzt werden und innerhalb der Staaten oft ethnische Minderheiten als Bauern VerweVerwendung finden. Man fordert die Scharfmacher unter den Fuhrern von Minderheiten, desavouiert die Friedfertigen, schurt die Leidenschaften, vermittelt Waffen, finanziert uber Drogen. Sollte die jeweilige Zentralregierung sich dann gezwungen sehen, zur Erhaltung des Landfriedens etwas robuster vorzugehen, folgt die offentliche Anklage wegen Verletzung der Menschenrechte. Brzezinski ist wie besessen von der Frage nach der Beherrschung des eurasischen Raums zwischen Atlantik und Pazifik, fur ihn der Schlussel zur globalen Dominanz. (cf. Andreas von Bulow, konkret 12/2001)

    2.8. Die Neunziger: wie die amerikanische Hegemonie durch die neuen Informations- and Kommunikationstechnologien zementiert wird

    (Ich verweise nur nebenbei auf einen Aspekt, der eine eigene Untersuchung erfordern wurde: die faktische Kooptation der Eliten des 'Realsozialismus' auf dem Hintergrund der enormen Kooptationserfahrungen und -skills der Amerikaner. Ein Beispiel: Nach den russischen Prasidentschaftswahlen 1996, die Jelzin knapp gewann, schrieb Time Magazine in einer Cover Story unter dem Titel 'Rescueing Boris': "Letzte Woche hat Russland einen historischen Schritt weg von seiner totalitaristischen Vergangenheit getan. Die Demokratie triumphierte - und mit ihr kamen die Werkzeuge moderner Wahlkampagnen, einschliesslich der 'trickery' und 'slickery', die Amerikaner so gut beherrschen." Man hatte bekanntlich eine Gruppe von amerikanischen Beratern einfliegen lassen, die fur ein Honorar von 250 000 Dollar und unbegrenzte Einsatzmittel Polls, Fokusgruppen, negative Werbung und all die anderen Techniken amerikanischer Wahlkampfe nutzten, um, in enger Zusammenarbeit mit Jelzins Tochter Tatjana Dyachenko, die Wahl herumzuwerfen.)

    Die entscheidende Entwicklung in den 90ern aber ist unbestreitbar die sogenannte Digitale Revolution, das Internet. Ganz viel ware hier naturlich zu sagen. Nur kurz zu den historischen Bedingungen: seit den 60ern war auch in den USA der ungehinderte raumliche, der euklidische Zug nach Westen endgultig zuende gegangen. Die Illusion eines Landes der unbegrenzten Moglichkeiten hatte die Menschen in den USA hin und her fluten lassen, bis mit dem kalifornischen Schlu?verkauf, dessen einer Ausdruck sicherlich die Hippie-Bewegung war, die Moglichkeiten des sich Ausbreitens, der landlichen Idyllen, des Community-Ideals und anderer anti- und post-technologischer Lebensweisen weitgehend (trotz Drogen) ausgeschopft waren. Danach kamen dann nur noch Silicon Valley und die Ecology of Fear (Mike Davis). In dieser Situation war es gerade recht, da? die Welt der vernetzten Computer seit den 80er Jahren einen 'inneren Raum' (inner space) zu erschlie?en begann, der nicht nur Traume, sondern auch harte Geschaftsbewegungen akkommodierte.

    Auf der einen Seite also Cyberpunk mit William Gibsons 'Neuromancer' von 1985 und Neal Stephensons 'Snow Crash' von 1991 ...

    Auf der anderen Seite - und das ist das Entscheidende - ermoglichte das Internet dem Kapitalismus die Kontextsteuerung aller gesellschaftlichen Teilaspekte des Globalisierungsprozesses, brachte vor allem Okonomie und Kultur in nie geahnter Weise zusammen und auf den Nenner des Geldes. Ich nenne nur einige Punkte:

    * amerikanische Software und Programmiersprachen sind ubiquitar

    * die Massenkultur (Fredric Jameson: Geopolitical Aesthetics) erlebt durch den Cyberspace unglaubliche Veranderungen

    * Investment Banking und 'financial wizardry' erhalten endgultig einen kulturellen (ideologisch-utopischen) Kontext

    * die Kriegsfuhrung der Amerikaner (die in den Golf- und Balkankriegen das Geopolitische fortsetzt) erhalt einen 'materiell-virtuellen' Charakter (d.h. die Produktion von Toten durch Virtualitat)

    * es erscheinen neue kulturelle Organisationsformen: Global Business Network, The Long Boom etc.

    Eines ist dabei interessant. Es sah in den 90ern so aus, als wurde Samuel P. Huntingtons Clash of Civilizations sich in erster Linie im Milieu des Cyberspace vollziehen und austoben konnen. Nach der Krise der New Economy schon und erst recht nach dem 11. September sind da Zweifel angebracht. Sie sind vor allem begrundet in der Unfahigkeit der kapitalistischen Profitwirtschaft, mit diesen Moglichkeiten des nicht-euklidischen Raums umzugehen. Davon gleich zum Schlu? noch etwas.

    Denn grundsatzlich mussen wir festhalten, da? mit der digitalen Revolution tatsachlich eine Revolution erfolgt ist. Eine Revolution, welcher gerade auch die Machteliten der USA ausgesprochen ambivalent gegenuberstehen, ja der sie ausgeliefert sind. Hier entsteht ein neues globales Politikfeld. Michael Hardt und Antonio Negri geben in ihrem Buch 'Empire' eine erste Ahnung davon.

    In Nordamerika sprach man in den 90ern auch von der Heraufkunft einer neuen 'virtuellen Klasse'. Teils unkritisch und positiv wie im Umfeld des Global Business Network und seiner California Ideology. Teils zog man, wie die theoretischen Cyberpunks Arthur Kroker und Michael Weinstein, hamisch her uber die "geschwatzigen Hype-Propheten des Information-Highways - von Prasident Bill Clinton (USA) bis Prasident Bill Gates (Microsoft)". Ich habe das alles in meinem gerade herausgekommenen Buch 'Popular Science. Medien, Wissenschaft und Macht in der Postmoderne' hin und her reflektiert.

    Wichtig erscheint mir die grundsatzliche Einschatzung dieser Entwicklung. Die digitale Revolution erlaubt in der Tat die Durchfunktionalisierung aller Raume. Der Globus wird in der Tat allmahlich zu einer beliebig formbaren Masse, die in reine Energie ubergeht. Globalstrategien aller Art treffen sich derzeit in diesem Punkt. Denn typisch fur die gegenwartige Erkenntnissituation ist die Infragestellung des geometrischen, euklidischen Raumverstandnisses und der bisherigen Raumerfahrung. Fredric Jameson sagt dazu, "da? es mit dieser neuesten Verwandlung von Raumlichkeit, da? es mit diesem Hyperraum gelungen ist, die Fahigkeit des Korpers zu uberschreiten, sich selbst zu lokalisieren, seine unmittelbare Umgebung durch die Wahrnehmung zu strukturieren und kognitiv seine Position in einer verme?baren au?eren Welt durch Wahrnehmung und Erkenntnis zu bestimmen." Die Hyperraume stellen eine unvermeidliche historische und sozio-okonomische Realitat dar. Der Cyberspace ist "die dritte gro?e neuartige und weltweite Expansion des Kapitalismus." (Jameson 1993, S. 94f.)

    An der Bedeutung dieser Sphare fur eine Geopolitik II wird auch der gegenwartig zu beobachtende Ruckfall in die Barbarei nichts andern, in welchem sich fundamentalistische Islamkrieger und texanische Olmilliardare auf dem weltgeschichtlichen Boden der Golf Region und Zentralasiens in schwer auflosbarer Verstrickung wiederfinden.

    2.9. Die "Nuller": Geopolitik II trifft auf Geopolitik I

    In den Nullern nun –ganz kurz - wird jene globale Hegemonie, welche die amerikanische Machtelite mithilfe der California Ideology weiter befestigte, auf den Boden der materiellen Tatsachen, der Durchfunktionalisierung und (Neu)Verteilung der globalen Ressourcen, zuruckgeholt und, wenn man so will, geerdet. Insofern ist der Wechsel in Washington (bis in die Umstande der Wahlfalschung hinein) von gro?er symbolischer Bedeutung. Statt des bornierten 'Vaters des Internet' Al Gore haben wir den bornierten, jeglicher Intellektualitat oder gar Virtualitat abholden 'Sohn der amerikanischen Olmafia'.

    'We're going in!' - Diese Fraktion geht jetzt rein. Aber gerade die Bush-Regierung bewegt sich auf dunnem Eis, denn ausgerechnet das Wall Street Journal berichtete am 27. September 2001, es gebe dokumentierte Verbindungen zwischen fuhrenden Figuren der Republikanischen Partei - unter ihnen George W. Bushs Vater, der ehemalige Prasident - und der Familie bin Laden. Das Journal schrieb: "Im Rahmen ihrer weit gespannten Geschaftsinteressen investiert der wohlbestallte saudi-arabische Clan - der sich nach eigenen Angaben von Osama losgesagt hat - in einen Fonds, den die Carlyle Group gegrundet hat, eine gut eingefuhrte Handelsbank in Washington, die sich auf Ubernahmen von Unternehmen der Verteidigungs- und Luftfahrtindustrie spezialisiert hat." - "Durch diese Investitionen und ihre Verbindungen zum saudischen Konigshaus lernte die Familie bin Laden einige Spitzenpolitiker der Republikanischen Partei kennen. In den letzten Jahren sind der ehemalige Prasident Bush, der ehemalige Au?enminister James Baker und der ehemalige Verteidigungsminister Frank Carlucci zur Hauptresidenz der Familie bin Laden in der saudi-arabischen Stadt Jeddah gepilgert."

    Auch in solchen globalen Finanzgeschaften also regen sich heute die Eliten des Militar-Industrie-Komplexes. Kein Wunder, da? die New York Times am 7. Januar 2002 berichten kann, das Pentagon drange fur 2003 auf eine Erhohung des regularen Verteidigungsetats um mindestens 20 Milliarden Dollar. Dies ware ein Anstieg um sechs Prozent gegenuber dem derzeitigen Budget von 329 Milliarden Dollar. Erwartet wird, da? die Entwicklung der geplanten Raketenabwehr nach der Kundigung des ABM-Vertrages forciert wird. Oben auf der Wunschliste stehen ebenfalls eine Ausweitung der Flotte unbemannter Flugzeuge sowie die Ausrustung von Kampfeinheiten mit moderner Kommunikationstechnik, wie sie in Afghanistan bei der Auswahl von Bombenzielen zum Einsatz kam. Bislang hatte Rumsfeld solche High-Tech-Projekte durch Kurzungen bei konventionellen Rustungsprogrammen finanzieren wollen. Nun will das Pentagon offenbar an diesen Programmen festhalten. Man musse weiterhin auch in der Lage sein, die Kriege der Vergangenheit zu kampfen, begrundete dies das Pentagon ...

    Und auch sonst ruht Geopolitik I in keiner Weise. Neue Militarstutzpunkte wollen die USA einrichten, nicht mehr nur als Containment potentieller Gegner, sondern vor allem aus ressourcenstrategischen Grunden. So wie der Golfkrieg 1991 zur Etablierung einer gro?en Militarbasis in Saudiarabien fuhrte, so soll jetzt der Afghanistankrieg zu einer Besetzung von 'Asia's Cockpit' (so nannte Heritage Foundation Afghanistan schon 1998) fuhren. Wie die New York Times berichtet, bauen die USA zusammen mit einigen Verbundeten der Anti-Terror-Allianz eine Luftwaffenbasis in Kirgisien auf, die als zentrale Schaltstelle fur Militartransporte dienen solle. Dem Bericht zufolge sollen dort 3000 Soldaten sowie Militarflugzeuge stationiert werden. Auf russischer Seite loste der Plan Proteste aus. (FR, 10.1.02, p.2)

    3. Die analytische und praktische Verbindung der beiden Ebenen von Geopolitik ( an even rougher draft than the text above ...)
    Forschungsansatze und Handlungsmoglichkeiten

    Zunachst einmal, auf beiden Ebenen der Geopolitik finden heute Aneignungsoperationen gro?ten Stils statt, z.B. als die Aneignung Zentralasiens (cf. Heritage Foundation etc.), z.B. als die absolute Bereinigung der Finanz- und Geldmarkte (Vernichtung von Mafia-Geld, islamischem Geld etc.). Hier entstehen die Rahmenbedingungen fur die Verteilungskampfe der nachsten dreihundert Jahre. Angehorige der dabei konkurrierenden Eliten operieren dabei auf beiden Ebenen (die Bushs bezuglich der Olquellen, George Soros z.B. bezuglich des mongolischen Bildungswesens etc.). Gleichwohl gibt es hier einen heftigen Gegensatz um den Charakter der kunftigen Weltordnung: Kommunikation (Finanz, Cyberspace) vs. Produktion / Destruktion (Ressourcen) usw. Moglicherweise haben die Eliten der Geopolitik I den Finanzeliten sogar mit dem 11.9. eins reingewurgt (Jan Myrdal). Es rumort im Augenblick ungeheuer in der verschworungstheoretischen Kuche.

    Gegen Verschworungstheorien helfen moglicherweise nur Klassentheorien. Dazu aber mu? unser Wissen um den Kapitalverwertungsmechanismus, dessen Grundzuge wir kennen, bis in alle moglichen Verastelungen hinein, durch eine soziologische Analyse der derzeitigen Machteliten erganzt werden. Alles, was wir bisher als Klassentheorie bezeichnet haben, ist veraltet, nicht mehr brauchbar. Die Verflechtung, das Ineinanderubergehen von Klassenlagen, die Kommunikation uber Beobachtung und Selbstbeobachtung mit dem Zweck, das strategische Denken der Herrschenden als unser aller Denken erscheinen zu lassen, die Hilfslosigkeit der Ideologiekritik usw. verlangen einen kompletten Neuanfang. Und zunachst einen der Beschreibung. Nicht nur der ?globalen Unterschichten’, des globalen Proletariats (Wallerstein), sondern vor allen Dingen der Oberschichten, der Machteliten.

    Wir konnen aber einiges uber die Machteliten, uber die geopolitischen Eliten, die Konzerneliten, die fluchtigen Finanzeliten herausfinden, wenn wir bedenken, da? der Begriff der Machtelite ein analytischer Begriff und zugleich ein historischer Begriff, da? also die Personen, die der Finanzelite angehoren, im allgemeinen auch geerdet sind, also auch noch der Produktionselite etc. verbunden sind usw. Naturlich hilft hier das Konzept der Machtelite, vor allem, wenn man es historisch anreichert, in diesem Sinne historisiert und das hei?t, die Geschichte der Machteliten erzahlt, und zuallererst die Geschichte der Machtelite der einzigen Weltmacht....

    Ich nenne nur noch einige Aspekte:

    * Wer oder was sind eigentlich 'institutionelle Investoren' (cf. Huffschmid im vorhergehenden Vortrag))?, ist eine 'Soziologie institutioneller Investoren' moglich?

    * Ist es moglich, Geldmacht zu 'entanonymisieren' ohne zu 'personalisieren': die amerikanische Tradition des power structure research ('they rule' etc.),

    * Die Erforschung einer globalen kulturellen, globalen Plutokratie: the study of billionaires (Ted Turner, Bill Gates, Rolf Gerling, Reemtsma etc., etc.)

    * Konkretisierung der Moglichkeiten, durch Geldmacht kulturell, sozial, politisch, militarisch, religios etc. zu wirken - Mittelschichten-Soziologen haben hier eine erstaunlich unterentwickelte Phantasie ...

    * Mich wurde u.a. das Zusammenspiel der Berlusconi-Strategie und der Bush-Strategie interessieren (cf. Heritage-Foundation, P2Loge, Destabilisierung Europas? ...)

    Es ist vollig klar, da? vor allem die deutsche akademische Welt (nicht nur die Linke) es straflich vernachlassigt hat, eine konkrete Analyse des US-Herrschaftssystems zu betreiben (cf. Rilling). Das racht sich jetzt.

    Und noch eines: das, was ich beschrieben habe, ist naturlich nicht aus einem Gu?. Die USA sind eine komplexe Gesellschaft, die komplexeste dieses Planeten, weil in gewisser Weise schon eine 'planetarische' Gesellschaft. Und sind nicht die scharfsten Kritiker der amerikanischen Machteliten amerikanische Intellektuelle? Gore Vidal, Noam Chomsky, Fredric Jameson, Doug Henwood, Norman Birnbaum, Immanuel Wallerstein ...

    So sollten wir solche Uberlegungen in der Absicht betreiben, uns auf allen Ebenen - mit den notwendigen Kenntnissen und Erfahrungen ausgestattet - an der Verhandlung der neuen Weltordnung zu beteiligen ...

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    Александр Дугин: Постфилософия - новая книга Апокалипсиса, Russia.ru


    Валерий Коровин: Время Саакашвили уходит, Georgia Times


    Кризис - это конец кое-кому. Мнение Александра Дугина, russia.ru


    Как нам обустроить Кавказ. Валерий Коровин в эфире программы "Дело принципа", ТВЦ


    Спасти Запад от Востока. Александр Дугин в эфире Russia.Ru


    Коровин: Собачья преданность не спасет Саакашвили. GeorgiaTimes.TV


    Главной ценностью является русский народ. Александр Дугин в прямом эфире "Вести-Дон"


    Гозман vs.Коровин: США проигрывают России в информационной войне. РСН


    Александр Дугин: Русский проект для Грузии. Russia.Ru


    4 ноября: Правый марш на Чистых прудах. Канал "Россия 24"

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