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''Die Welt.de'' | Nur die Werbung unterbricht den Erlöser | 10.02.2006
    10 февраля 2006, 21:02
 

Nur die Werbung unterbricht den Erlöser

"Die Welt.de"

Von heute an propagiert in Rußland ein neuer Fernsehsender die Orthodoxie - Programm soll vor Einflüssen des Westens warnen.

Moskau - Die geistig-moralische Aufrüstung im nationalpatriotischen Geist gewinnt neue Dimensionen in Rußland. Nach der Auslandspropaganda (Russia Today TV), der Armee und der Idee von der russisch-weißrussischen Union bekommt nun auch die orthodoxe Religion ihren eigenen Fernsehsender. Spas (der Erlöser) heißt der neue Kanal, der heute den Sendebetrieb aufnehmen wird.

16 Stunden täglich wird der angeblich privatfinanzierte Sender dem russischen Zuschauer Erbauliches anbieten. 40 Prozent der Sendezeit sind religiös-orthodoxen Themen gewidmet, in der verbleibenden Zeit werden Dokumentationen, Bildungssendungen und Talkshows über Fragen gesendet, die die Macher von Erlöser-TV für gesellschaftlich relevant halten, erläuterte Chefredakteur Iwan Demidow bei der Präsentation des Senders am Dienstag in Moskau.

Die russisch-orthodoxe Kirche ist in einem Lande, dessen Bürger sich auch zum Islam, dem Buddhismus, dem Judentum und in geringem Maße auch zum Katholizismus bekennen, schon jetzt im Medium Fernsehen Monopolist in Glaubenssachen mit hohem Sendeanteil. Doch das reicht nach Meinung des stellvertretenden Vorsitzenden des Duma-Komitees für Informationspolitik, Alexander Krutow von der Rodina-Fraktion, noch lange nicht. Man könne zwar ein Faß Honig mit einem Löffel Teer verderben, aber ein Faß Teer werde selbst durch einen ganzen Eimer Honig nicht besser, erging er sich in einer Volksweisheit.

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Krutow würdigte den neuen TV-Sender als prächtige Alternative zu den staatlichen Sendern, in denen seiner Meinung nach "Gewalt, Brutalität und menschliche Leidenschaften im Rennen um Quoten und Gewinn" propagiert würden. Krutow gehört zu den 500 Personen, die jüngst in einem Brief an die Generalstaatsanwaltschaft das Verbot jüdischer Organisationen in Rußland gefordert hatten.

Neben Krutow werden geistliche Würdenträger, weitere nationalpatriotische Abgeordnete der Rodina-Fraktion und Leute wie Alexander Dugin die Inhalte bestimmen. Dugin ist ein zäher Verfechter der eurasischen Idee, der zufolge sich Rußland - seiner eigenen Größe bewußt werdend - seine Position zwischen Orient und Okzident als eurasische Großmacht einnehmen muß.

Ähnlich denkt auch die Führung der russisch-orthodoxen Kirche. Deren Oberhaupt, Patriarch Alexi II., sah sein Land vor nicht allzu langer Zeit gar im Kriegszustand mit dem Westen. Auf einer Versammlung der orthodoxen Bistümer Rußlands behauptete er, "gegen unser Volk wird ein gutgeplanter, unblutiger Krieg geführt, der seine Vernichtung zum Ziel hat". Lawrence Uzzell, Leiter der International Religious Freedom Watch und intimer Kenner der religiösen Angelegenheiten in der früheren Sowjetunion, sieht im gegenwärtigen Moskauer Patriarchat "die letzte überlebende Sowjetinstitution".

Für den Kreml ist die orthodoxe Kirche ein willkommener Helfer bei der Abwehr vermeintlicher Gefahren durch "bunte Revolutionen". Rußland habe bereits eine rote durchlebt, agitierte Wsewolod Tschaplin, "Vizeaußenminister" der Kirche, vor Aktivisten der Kreml-Jugend "Naschi" in ihrem Sommerlager. Eine weitere, orangefarbene werde lediglich zu Chaos und Blutvergießen führen.

Von diesem Geist getragene Fernsehprojekte kommen dem Kreml, der zweifellos im Hintergrund die Fäden zieht, wie gerufen. Die Kirche selbst dementiert eine unmittelbare Beteiligung am neuen TV-Kanal. "Dennoch sind wir sehr daran interessiert und werden ihn allseitig unterstützen", sagte ein Sprecher der Orthodoxie in Moskau. Die Pressesprecherin von Erlöser-TV, Maria Jarzewa, teilte mit, daß die Russische Consulting-Gruppe einer der Geburtshelfer ist. Der Chef der Gruppe, Alexander Batanow, ist zugleich Generaldirektor des Senders. Über die anderen Mitgründer und Investoren wollte Jarzewa nichts sagen. Es seien Privatpersonen, die anonym bleiben wollten.

Manfred Quiring

  
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