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Schrifte uber Eurasiern | Lorenzo Ravagli | 06.07.04
    4 àâãóñòà 2004, 20:48
 

Putin und die Eurasier

Lorenzo Ravagli
Seit Vladimir Putin im Dezember 1999 Boris Jelzin als Präsidenten abgelöst hat, ist in der russischen Politik ein Wandel eingetreten. Während Jelzin entgegen dem Druck aus Kreisen des KGB und des militärisch-industriellen Komplexes ein im wesentlichen westliches Programm der Modernisierung und Demokratisierung vertrat, scheint sich Putin zunehmend auf die alte Rolle Rußlands als eurasische Großmacht zu besinnen. Seit seiner Amtsübernahme haben die Eurasier an Einfluß gewonnen. Die politische Denkrichtung der Eurasier geht bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Damals vertrat Graf Nikolai Trubetskoi als Erbe der Slawophilen und Panslawisten des 19. Jahrhunderts die Auffassung, zwischen dem dekadenten, maritim orientierten Westen und der eurasischen Kontinentalmacht Rußland bestehe ein unüberbrückbarer geistiger Gegensatz.

Die heutigen Vertreter des eurasischen Denkens pflegen vielfältige Verbindungen zur internationalen Neuen Rechten, die von Kanada und den USA bis nach Australien reichen. Ihr prominentester Vertreter ist Alexander Dugin. Der sprachgewandte Sohn eines KGB-Offiziers ist Historiker. In den sechziger Jahren soll er, wie letztes Jahr in der FAZ zu lesen war, an einem informellen Zirkel teilgenommen haben, an dem der später zur Emigration gezwungene Schriftsteller Juri Mamlejew und der heutige Chefideologe des Wahabismus 1) in Rußland, Gajdar Djemal, mitwirkten. Es kursierten Gerüchte über Orgien und satanistische Rituale in der Wohnung Mamlejews.

Dugin begann seine öffentliche Wirksamkeit in den frühen achtziger Jahren als Aktivist in Dmitry Vasiliyevs antisemitischer Organisation »Pamjat« (»Gedächtnis«). Später verband er sich mit Eduard Limonov, einem aus der Pariser Emigration zurückgekehrten Untergrundschriftsteller, der Anfang der 90er Jahre auf der Seite der Serben Kroatiens kämpfte, und gründete die nationalbolschewistische Partei, deren Ziel der revolutionäre Umsturz des demokratischen Regimes durch eine konservative Revolution ist. Dugin rezipierte Autoren wie Julius Evola, René Guénon, aber auch Hermann Wirth, der Mitarbeiter Heinrich Himmlers im SS-Ahnenerbe war, und trug erheblich für die Verbreitung ihrer Ideen in Rußland bei. Inzwischen baute Dugin das Eurasiertum zu einem umfassenden politischen Programm aus. Heute spielt er in Rußland als Geopolitiker eine ähnliche Rolle wie Huntington und Brzezinski in der westlichen Welt. Er dient einer Reihe russischer Parlamentarier als außenpolitischer Berater. Zu seinen Auftraggebern gehören der kommunistische Patriot Gennady Seleznev und hohe Kreise im Verteidigungs- und Außenministerium.

Dugins Werk »Die Grundlagen der Geopolitik: die geopolitische Zukunft Rußlands« gilt als Hauptwerk des Eurasiertums. In ihm hat er die Grundlagen seines politischen Denkens umrissen, das eine Art Gegenentwurf zum Programm des amerikanischen Hegemonismus darstellt, das Huntington 2) und Brzezinski 3) formuliert haben. Eine Kurzfassung seines Programms findet sich im Internet im "eurasischen Archiv”, das bei tripod in Italien angesiedelt ist 4). In seinem Anfang der 90er Jahre verfaßten Buch "Konspirologie” hat Dugin den "metaphysischen” – besser esoterischen – Hintergrund seines geopolitischen Denkens umrissen, den Brzezinski wohl meinte, als er in seiner Publikation »The Grand Chessboard« vom "mystischen Eurasiertum” sprach. Hier entrollte Dugin unter Berufung auf den französischen Schriftsteller Jean Parvulesco, der mit nahezu allen bedeutenden Persönlichkeiten der Zeitgeschichte bekannt gewesen sei, einschließlich einer Reihe von Repräsentanten einer "okkulten Parallelgeschichte” in Gestalt von "Mystikern, herausragenden Maurern, Kabbalisten, Esoterikern und Geheimagenten” (unter anderem Ezra Pound, Julius Evola, Arno Brekker, Otto Skorzeny, Pierre de Villemarest und Raymond Abellio) das Szenario eines okkulten, geopolitischen Krieges zwischen dem "Orden der Atlantier” und dem "Orden der Eurasier”, das sich durch exzessive Bezugnahme auf Kategorien einer spirituellen Geschichte auszeichnet.

Bis Mitte der 90er Jahre hatte Dugin bereits eine Reihe von Büchern veröffentlicht, darunter »Die Pfade des Absoluten«, das sich mit "Metaphysik” beschäftigt, ein Werk mit dem Titel »Hyperboräische Theorie«, über die "frühesten Schriftdokumente der Geschichte”, die bereits genannte »Konspirologie«, ein Buch über die »Konservative Revolution«, ein weiteres mit dem Titel »Das Ziel und die Mission unserer Revolution«, das er selbst als philosophisch-ideologisches Manifest bezeichnet. Sein Buch »Die Geheimnisse Eurasiens« erschien in Spanien, das Werk »Kontinent Rußland« in Italien. Außerdem veröffentlichte er Bücher über das orthodoxe Christentum und über den Nationalbolschewismus. Dugin betätigt sich auch als Herausgeber der Zeitschrift »Elemente« und eines Almanachs mit dem Titel »Liebster Engel«, in dem neben seinen eigenen Arbeiten Quellentexte, Kommentare und Rezensionen erscheinen. Er leitet das Verlagshaus »Arktogaia«, in dem Bücher Guénons, Evolas und Meyrinks publiziert werden.

Das eurasische Archiv Das "eurasische Archiv” ist Bestandteil der Website »Carthago delenda est! US War Against Europe« (Karthago muß zerstört werden! Der Krieg der USA gegen Europa) 5) , die infolge der NATO-Unternehmungen gegen Jugoslawien im Juni 1999 begründet wurden.

Auf der Website ist vom Krieg der USA gegen Europa die Rede, der mit dem Einsatz der NATO auf dem Balkan begonnen habe. Sie bündelt zahlreiche Initiativen, die der Perspektive eines eurasischen geopolitischen Projekts verbunden sind, das darauf abzielt, einen geopolitischen kontinentalen Block zu bilden, der eine Alternative zum atlantischen Block darstellt. An vorderster Stelle verweisen die "eurasischen Archive” auf die "allrussische Bewegung” Dugins.

Das "eurasische Archiv” verweist auf die australische Zeitschrift »New Dawn«. 6) Herausgeber der im Mai 1991 gegründeten Zeitschrift, deren Internetangebot einen Besuch lohnt, ist David Jones. Es verlinkt aber auch zu der Website Dugins namens »Arktogaia« 7) (das Konzept der Arktogäa spielte im nazistisch umgedeuteten Mythos der Arier eine bedeutsame Rolle), zur Website der allrussischen Bewegung »Eurasia«, zur russischen Eurasierzeitschrift »Elementy«, zur Website der »New Resistance« der national-bolschewistischen Bewegung in Rußland, die von der »Arctogaia Association« Dugins, nach eigener Aussage der bedeutendsten traditionalistischen Gruppierung Rußlands, unterstützt wird.

Das russische Webprojekt der »New Resistance«, 8) die als Emblem ein rotes Hakenkreuz auf weißem Grund trägt, dem ein schwarzer Hahn und die hebräischen Schriftzeichen NBVR (für Nationalbolschewistische Bewegung Rußland) eingezeichnet sind, feiert René Guénon und Julius Evola als große Autoritäten, führt den National-Bolschewismus u.a. auf Ideen des Münchner Rätekommunisten Ernst Nikiesch und des Falangisten Ramiro Ledesma Ramos zurück und propagiert den Neoeurasianismus Petr Savitskis und Lev Gumilevs, sowie deren modernen Nachfolger Alexander Dugin.

Des weiteren verlinkt das "eurasische Archiv” zu »Synergon Europa« 9) von Robert Steuckers in Belgien. Der Politologe Robert Steuckers, Generalsekretär der »Synergies Européennes«, gehörte bis 1992 der größten Sammelbewegung der Neuen Rechten, der Organisation »GRECE« an. 1997 fusionierten »Synergon« und die DESG (Deutsch-Europäische Studiengesellschaft). Die DESG gehört zu den ältesten Organisationen der Neuen Rechten und gab die Zeitschrift »Junges Forum« mit Sitz in Hamburg heraus. Steuckers wiederum verweist auf die Zeitschrift »Hagal« und den Verlag »Zeitenwende« 10) in Dresden, in dem Bernhard Schaub, der Verfasser des Buches »Adler und Rose«, einen Unterschlupf gefunden hat. Der Verlag veröffentlichte kürzlich ein Heft der Reihe »Synergon-Forum« mit dem Titel »Ausbruch aus den Ideologien«, in dem sich Andreas Ferch über die "Welt-Anschauung Alfred Rosenbergs” ausläßt, der ihm als Gottsucher erscheint, den er in die Nähe der Anthroposophie zu rücken versucht, in dem Bernhard Schaub über Julius Evola als einen "Kämpfer gegen die moderne Welt” und Markus Fernbach über "Evola und die traditionale Sichtweise des Gralsmythos” philosophiert.

Das "eurasische Archiv” verweist aber auch auf »Synthesis«, das Journal des »Cercle de la Rose Noire« 11), das der Anarchie, der "Occulture” (Verbindung von Okkultismus und Kultur) und der Metapolitik gewidmet ist. Ziel des in England angesiedelten Webzine ist es, "Schlüsselfiguren” wie Ernst Juenger, Michael Bakunin, Julius Evola, Arthur Moeller van den Bruck, Jean Parvulesco, Friedrich Nietzsche, Aleister Crowley, Otto Strasser, Miguel Serrano, Ernst Niekisch, Jean-François Thiriart, R.A. Schwaller de Lubitz, Sergei Nechayev, Savitri Devi, Austin Osman Spare, Richard Walther Darré, Alexander Dugin, Karl Haushofer, Arthur Machen, René Guénon, Percy Bysshe Shelley, Francis Parker Yockey, H.P. Lovecraft und Friedrich Hielscher zu erforschen. Eine wahrhaft anarchische Mixtur!

Außerdem wird auf die 1951 von Arthur Ehrhardt und Herbert Böhme gegründeten, konservativen deutschen Monatshefte »Nation & Europa« 12) verwiesen, die in Coburg unter dem verantwortlichen Redakteur Peter Dehoust erscheinen. Die Monatshefte treten für ein "einiges Deutschland in einem Europa freier Völker” und für den "Nationalstaat als bewährtes Ordnungsprinzip” ein, für die Beibehaltung der "nationalen Kompetenz” in "wesentlichen Fragen der Volksexistenz”, gegen den "Ausverkauf nationaler Lebensinteressen” usw.

Damit sind die geistigen Vernetzungen angedeutet, in denen sich das Eurasiertum Dugins bewegt. Wenden wir uns seinem geopolitischen Mythos zu.

Dugins Konspirologie, »Analyse der Verschwörungen«, Moskau 1992 Dugin spricht in seiner Konspirologie von einer planetaren Verschwörung, einem Kampfes zweier entgegengesetzter okkulter Mächte, deren geheimer Gegensatz und unsichtbarer Antagonismus die Logik der Weltgeschichte bestimme.

Das letzte Geheimnis dieser entgegengesetzten Mächte lasse sich als Differenz zwischen zwei alternativen und sich gegenseitig ausschließenden geopolitischen Projekten beschreiben, die jenseits nationaler, politischer, ideologischer und religiöser Differenzen stünden und Völker unterschiedlichster Geschichte und Glaubenszugehörigkeit in einer einzigen Gruppe zusammenfaßten.

Auf der einen Seite stünden die Seemächte, verkörpert durch den phönizisch-angelsächsischen, geopolitischen Typus, der ein merkantil-kapitalistisches, marktorientiertes Muster von Zivilisation entwickelt habe, das in erster Linie auf ökonomischen und materiellen Interessen und den Prinzipien des wirtschaftlichen Liberalismus beruhe.

Diesem Muster stehe das römische Modell einer kriegerisch-autoritären Struktur gegenüber, die auf administrativer Kontrolle und bürgerlicher Religiosität beruhe, auf der Priorität von Politik über Ökonomie. Rom sei das Beispiel einer Landmacht, eines reinen kontinentalen Typus von Kolonisation. In der modernen Geschichte sei das russische Reich mit seinem Zentrum in Moskau, dem "dritten Rom”, eine Inkarnation dieses Landmacht-Prinzips gewesen, ebenso die zentraleuropäischen, imperialen Mächte Österreich-Ungarn und Deutschland.

Dem Atlantismus, der die Vorherrschaft des Individualismus, des wirtschaftlichen Liberalismus und der Demokratie nach protestantischer Art bedeute, stehe das Eurasiertum gegenüber, das Autoritarismus, Hierarchie und die Errichtung kommunitarischer Gemeinschaften anstrebe. Die atlantische Ideologie, die Ideologie des "Neuen Karthago”, die "allen einflußreichen Agenten, allen geheimen und okkulten Organisationen, allen Logen und halbgeheimen Klubs gemeinsam” sei, die der angelsächsischen Idee im 20. Jahrhundert gedient hätten und weiterhin dienten und das Netzwerk aller kontinentalen eurasischen Mächte unterwandert habe, stehe dem Eurasiertum seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden feindlich gegenüber.

Beim Kampf zwischen dem Westen und dem Osten gehe es um die "okkulteste aller Verschwörungen”, deren Bedeutung und innere metaphysische Ursache den unmittelbar in die Auseinandersetzungen Verstrickten, ja selbst den Schlüsselfiguren, oft völlig verborgen bleibe. Es gehe um den okkulten Krieg zwischen dem "Orden der Eurasier” und dem "Orden der Atlantier”.

Der Orden der Eurasier sei der Orden des männlichen Prinzips, der Sonne, der Hierarchie, die Projektion des Berges, Apollos, des Ormuzd, des Sonnenchristus in seiner Glorie, des Christus Pantokrator. Eurasien als die Erde des Ostens sei die Erde des Lichts, die Erde des Paradieses, die Erde des Reichs, die Erde der Hoffnung und des Nordpols.

Der Orden der Atlantier sei der Orden des weiblichen Prinzips, des Mondes, der orgiastischen Gleichheit, die Projektion des ägyptischen Seth, der Schlange Python, Ahrimans, des leidenden Christus, des menschgewordenen Gottes, der in metaphysischer Verzweiflung im Garten Gethsemane herumirre. Der Atlantik sei Atlantis als die Erde des Westens, als Erde der Nacht, der Hölle des Exils, wie ein islamischer Sufi gesagt habe, das Zentrum des globalen Skeptizismus, die Erde des großen metaphysischen Spleens.

Beide Orden besäßen tiefste ontologische und heilige Wurzeln und es gebe metaphysische Gründe für ihre jeweilige Beschaffenheit. Wenn man sie bloß als historische Zufälle betrachte, dann verneine man die verborgene Logik menschlicher und kosmischer Zyklen. Die Wahl eines geopolitischen Pfades spiegle die Wahl eines metaphysischen Pfades, eines esoterischen Pfades, des Pfades des Geistes durch das Universum. Deswegen gebe es keine Versicherungen, deswegen könne man nicht sagen, Eurasien sei gut und Atlantis böse, Rom sei heilig und Karthago verworfen, ebensowenig wie das Gegenteil.

Die Gesetze dieser Welt ließen es nicht zu, den Zeitpunkt des Ausbruchs des großen Krieges zu bestimmen. Der Ausbruch des großen Dramas "Eurasien gegen Atlantis” hänge von der Ganzheit der globalen Solidarität all jener ab, die gerufen seien zu dienen, all der Krieger der Geopolitik, all der geheimen Agenten des Landes und des Meeres. Beim Ausbruch des großen kosmologischen Krieges des Apollo mit der Schlange Python komme es auf jeden einzelnen an, unabhängig davon, ob wir verstünden was geschehe oder nicht.

Der Orden Eurasiens sei die totale konservative Revolution, das große Erwachen des geopolitischen Bewußtseins, er sei der Pfad der Vertikale, im Gegensatz zum schlangengleichen Pfad von links nach rechts oder des Versuchs, sich rückwärts zu bewegen. Der Orden Eurasiens sei bestimmt zum grausamen und offenen Zweikampf mit dem harten und schlauen Gegner, mit dem Orden des Seth, des Roten Hinterteils, des Ordens des "tanzenden Todes”.

Ja, ruft Dugin aus, unsere Feinde sind im Besitz ihrer eigenen Wahrheit. Ja, wir sollten ihre tiefe metaphysische Entscheidung achten, wir sollten unsere Augen auf ihr großes Geheimnis richten, auf die geheime "Hölle des Westens”. Aber was sie dort erblickten, sollte die Entschlossenheit , die Wut, die Kälte und leidenschaftliche Grausamkeit der Eurasier nicht beeinflussen. Erst wenn der eurasische Kontinent frei sei, wenn der letzte Atlantier in das Salz des Meeres gestürzt sei, in das Element, das symbolisch auf den ägyptischen Gott mit dem Krokodilsgesicht verweise, dürften die Eurasier duldsam werden. Deutlich seien die Zeichen, die darauf hinwiesen, daß die Zeit nahe sei. Der "Endkampf” [im Orginal deutsch], die letzte Schlacht könne sehr bald ausbrechen. Ob die Ritter des Ordens vom Polarstern bereit seien? Ob die Soldaten Eurasiens bereit stünden? Ob die großen Völker bereitstünden, die durch ihre Geburt bereits für die jeweilige allianz bestimm seien? Schon nahe die Entscheidungsstunde Eurasiens. Der große Krieg der Kontinente nahe sich seinem entscheidenden Punkt.

Ausblick Dugin betrachtet sich selbst als konservativen Revolutionär und Nationalbolschewiken. Er weist die Identifikation seiner politischen Haltung mit dem NS-Faschismus von sich. In der Geschichte der faschistischen Bewegungen seien jeweils verschiedene Phasen zu erkennen, die sich voneinander nicht nur politisch, sondern auch philosophisch und ideologisch unterschieden. Der frühe italienische Faschismus, den er bewundere, habe an vielen avantgardistischen Fronten gefochten, so im sozialen und wirtschaftlichen Bereich durch Syndikalismus und Handelsgenossenschaften, künstlerisch im Werk D'Annunzios, Marinettis und Papinis, im Rechtshegelianismus, der bei Gentile zur Philosophie des absoluten Staates geführt habe, aber auch innerhalb der esoterischen Suche und im Traditionalismus bei Evola und Reghini und schließlich im eigentlich faschistischen Weg, in dem Nihilismus und Anarchismus (action directe, Romantizismus und Exotik) mit den Idealen der Nation, der Ethik der Hierarchie und militärischen Werten zusammen existiert hätten.

Natürlich ist es genau dieses explosive Gemenge von Rationalismus und Irrationalismus, der sich für Europa als verderblich erwiesen hat. Die Strukturen des Denkens von Evola oder Wirth lassen sich nicht so leicht von deren praktisch-politischer Parallelerscheinung trennen. Doch Dugin meint, erst nach dem Pakt Mussolinis mit dem Vatikan und der Wiederaufrichtung der Monarchie sei der italienische Faschismus in eine langweilige, bürokratische Sackgasse geraten. Nur in der Republik von Salo (1943-45) sei der linksgerichtete republikanische Faschismus der Frühzeit kurz wieder aufgelebt.

Auch im deutschen Nationalsozialismus habe es in der Frühzeit eine interessante Periode gegeben, als dieser noch deutlich sozialistisch und avantgardistisch und zugleich von "ariosophischem Mystizismus” durchdrungen gewesen sei und der durch Vertreter der konservativen Revolution wie Ernst Junger, Arthur Moeller van den Bruck, Karl Schmidt, Werner Sombarth, Martin Heidegger, Hermann Wirth, Othmar Spann, Leo Frobenius, Friedrich Hielscher, Oswald Spengler und andere auch philosophische Tiefe besessen habe. Diese "Plejade konservativer Revolutionäre” ist für Dugin das interessanteste Phänomen im Europa des 20. Jahrhunderts. Aber all diese Autoren seien durch das Hitler-Regime an den Rand gedrängt worden oder hätten unter ihm Repressionen erlitten. Die Vertreter der konservativen Revolution könne man nicht als Nazis oder Faschisten bezeichnen, sie seien vielmehr "Dissidenten des Faschismus”, deren Ideen die pragmatische, selbstmörderische und kriminelle Politik der Mächte, die das faschistische Italien und Nazideutschland beherrschten, überlebt hätten.

Es wäre gewiss zu trivial, Dugin als "Neofaschisten” abzutun. Er ist ein Visionär, ein Apokalyptiker und Okkultist – wenn auch kein Okkultist des weißen Pfades. Vielleicht ist er auch nur ein postmoderner Poseur, ein berechnender Zyniker – möglicherweise auch beides zugleich. Aber auch der italienische Faschismus und der Nationalsozialismus besaßen ihre Apokalyptiker und Visionäre, sie waren sogar insgesamt lunatische politische Bewegungen. Es ist nicht verwunderlich, daß Dugins Botschaft, die an das Gemeinschaftsgefühl, an den Glanz imperiale Größer, zugleich aber auch an religiöse Sehnsüchte appelliert, im traumatisierten Rußland zunehmend an Popularität gewinnt. Nicht nur Politiker, sondern auch religiöse Führer schließen sich ihr an. Dies liegt auch darin begründet, daß Dugin die Bedeutung der orthodoxen Kirche für die russische Identität betont und hervorhebt, die russische Spiritualität schließe nichtchristliche Religionen ein. So finden sich unter dem Dach des Eurasiertums auch der Islam, das Judentum und der Buddhismus und sogar traditionelle naturreligiöse Gruppierungen vereinigt. Diese sind vertreten durch den Sekretär der Abteilung für außenpolitische Beziehungen des Patriarchats, Vsevolod Chaplin und den Rektor der russisch-orthodoxen Universität Ioann Ekonomtsev, den führenden Mufti der russischen Muslime, Sheyk-ul-islam Talgat Tadzhuddin, den Leiter der russischen Buddhisten Andrey Lupsandashievic Dondukbayev und den chassidischen Rabbi Avram Shmulevich.

Auch der frühere Berater Jelzins für außenpolitische Fragen und jetzige Botschafter Moskaus in Usbekistan, Dmitri Riurikov und General Mikhail Klokotov, ehemaliger Leiter der militärischen Schulungsakademie des Generalstabs zählen zu deren Sympathisanten. Selbst Angehörige des einflussreichen Rates für Außen- und Verteidigungspolitik beginnen sich für den Neoeurasianismus auszusprechen, in dem sie das einzige Mittel gegen den Zerfall des Staates und die Wiederherstellung seiner internationalen Bedeutung sehen.

Insbesondere in Putins Außenpolitik läßt sich die Spur des Eurasiertums verfolgen. Er beginnt sich zunehmend über das eurasische Modell einer multipolaren Welt und daraus abzuleitende geopolitische Strategien zu äußern und tritt damit die Nachfolge Yewgeny Primakovs an. Schon im November 2000 schrieb Putin in einem Editorial, Rußland habe sich schon immer als eine "eurasische Nation” betrachtet. Dugin sprach Präsident Putin, in dessen Außenpolitik er eine neue, eurasische Richtung zu erkennen glaubt, auf dem Gründungskongress der eurasischen Bewegung am 21. April 2001 in Moskau seine volle Unterstützung zu.

Und in der Tat beginnt sich Rußland wieder auf seine zentralasiatische Einflusszone zu besinnen. Im Mai 2001 bildete der Kreml zusammen mit Weißrußland, Kasachstan, Kirgistan, Armenien und Tadschikistan eine schnelle Eingreiftruppe, um gegen islamistische Aufstände vorzugehen. Die Spezialtruppe steht unter russischer Führung. Im Juni 2001 rief Putin die eurasische Wirtschaftsgemeinschaft ins Leben, die Dugins Theorie der wechselseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeit widerspiegelt, eine Gemeinschaft, die eine Reihe von zentralasiatischen Republiken in einer rohstoffreichen, von Moskau geführten Alternative zur europäischen Union zusammenfaßt. Die Umwandlung der Fünfergruppe von Shanghai in eine Organisation, der nun auch Usbekistan angehört und der russisch-chinesische Gipfel im Juli 2001, bei dem die beiden Länder einen mehrere Jahrzehnte umspannenden Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrag schlossen, deuten auf das Bemühen Putins hin, in Zentralasien ein neues Mächtegleichgewicht zu schaffen, das imstande ist, den westlichen Einfluß auf dieses Gebiet zurückzudrängen. Auch im Mittleren Osten bewegt sich Putin in den Bahnen des eurasischen Denkens. So hat er nachhaltig auf die Bedeutung einer russisch-iranischen strategischen Allianz hingewiesen. Im März 2001 schlossen der iranische Präsident Mohammed Khatami und Putin einen Vertrag, der einen wirtschaftlichen Austausch in Milliardenhöhe einschließt. Der Iran seinerseits gewinnt an Macht und Einfluß und hat im April 2001 einen Verteidigungspakt mit Saudi-Arabien geschlossen, der seine Interessen an der Golfregion unterstreicht und zugleich seine neue Wachsamkeit für die kaspische Region verdeutlicht. Auch die Annäherung Putins an Deutschland kann von Dugins eurasischem Denken her verstanden werden. Denn Eurasien endet nicht am Ural, sondern reicht von Lissabon bis Wladiwostok. Berlin ist das Kernstück von Putins Europapolitik.

Der 11. September mit seinen schnell geschmiedeten Koalitionen gegen den internationalen Terrorismus hat diese strategischen Planungen nur vordergründig durchkreuzt. Denn er ändert nichts an der langfristigen Zielsetzung des Eurasiertums. Im Gegenteil, das Eindringen der USA in Zentralasien unterstreicht die Behauptungen all jener, die in den politischen Analysen und Konzepten Huntingtons und Brzezinskis die Blaupausen der geostrategischen Planungen des "Ordens der Atlantier” sehen.

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1) Der Wahabismus ist eine dem Protestantismus vergleichbare, mystikfeindliche Reformströmung des Islam, die in Saudi-Arabien besonderen Rückhalt genießt.

2) Samuel P. Huntington, »The Clash of civilisations«, New York 1996. Im selben Jahr die deutsche Übersetzung unter dem Titel »Kampf der Kulturen Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert«.

3) Zbigniew Brzezinski, zuletzt in seinem Buch »The Grand Chessboard. American Primary and Its Geostrategic Imperatives«, New York 1997, das auf deutsch unter dem schlecht formulierten Titel »Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft« im selben Jahr erschien. 4)

http://utenti.tripod.it/ArchivEurasia/eurasia_prog_eng.html

5) http://utenti.tripod.it/Delenda_Carthago/index.html

6) http://www.newdawnmagazine.com/index.html

7) http://www.arctogaia.com/public/engl1.htm

8) http://resist.gothic.ru/english/english.html

9) http://www.nationalbolshevik.com/synergon/directory.html

10) http://www.verlag-zeitenwende.de/ 11) http://obsidian-blade.com/synthesis/main.htm

12) http://www.nationeuropa.de/

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Kleines Personenlexikon

Raymond Abellio. Pseudonym von Georges Soulès, einem französischen Essayisten und Romanautor (Toulouse 1907-Nizza 1986), der sich vom militanten Marxisten zum Mystiker wandelte. Seinen geistigen Werdegang beschrieb er in zwei Romanen: »Heureux les pacifiques« (1946) und »Les yeux d'Ézéchiel sont ouverts« (1949). Durch visionäre Erfahrungen während des Krieges gelangte er zu einer mystischen Deutung der Bibel, die er in seinen Büchern »La Bible, document chiffré« (1950) und »La Fosse de Babel« (1962) veröffentlichte. Unter französischen Spezialisten gilt Abellio als einer der kompetentesten Kenner der Esoterik der Kabbala, der mittelalterlichen Mathematik, der Astrologie, des I Ging, des Tao und des Tantra. Sein Hauptwerk »La Structure Absolue« wird als Synthese der traditionellen und modernen Wissenschaften, als philosophisches Monument, insbesondere als Monument der Sexualmystik gepriesen.

Savitri Devi. Die von Nicholas Goodrick-Clarke als "Priesterin” des esoterischen Nationalsozialismus” bezeichnete Savitri Devi hieß mit bürgerlichem Namen Maximiani Portas, wurde 1905 in Lyon geboren und verstarb 1982 in London. Zu Ehren der vedischen Sonnengöttin nahm sie in Indien in den dreissiger Jahren ihren neuen Namen an. Hier heiratete sie den Brahmanen Asit Krishna Mukherji, der eine panarische Zeitschrift herausgab, die in Indien für den Nationalsozialismus warb. Zugleich setzte sie sich für den Hindunationalismus und gegen die englische Kolonialherrschaft ein. Nach dem Krieg war sie mit dem Luftwaffenpiloten Hans Ulrich Rudel, mit Otto Skorzeny und Léon Degrelle befreundet. Die Akademikerin und Visionärin war bis zu ihrem Tod glühende Nationalsozialistin, beherrschte sieben Sprachen und verfaßte zahlreiche Bücher, worunter »The Lightning and the Sun« den größten Einfluß ausübte.

Rene Guénon (Abd al-Wahid Yahya) (Blois 1886-Kairo 1951). 1906 siedelte Guénon nach Paris über. Hier wurde er von Papus in die Hermetische Schule und den Martinistenorden aufgenommen und trat in die Freimaurerloge »Thébah« ein, die dem Grand Orient de France angehörte. Sein Eintritt in den »Ordre du Temple rénové« führte zum Bruch mit Papus. Zu seinen Bekannten zählten der Patriarch der »Gnostischen Kirche von Alexandrien« Fabre des Essarts, der ihn zum Bischof weihte, aber auch der Titelhändler Theodor Reuss. 1909 begann er die Zeitschrift »La Gnose« herauszugeben, für die er Beiträge über Spiritualität und Esoterik verfaßte. Er schrieb aber auch unter Pseudonym für eine katholische antimaurerische Zeitschrift. 1910 begegnete er dem Maler Gustav Ageli, was 1912 zu seiner Initiation in den Sufismus führte. Seither nannte er sich Abd al-Wahid Yahya. Seine Universitätsstudien schloß er 1916 mit einer These über »Leibniz und das Infinitesimalkalkül« ab. Im selben Jahr befreundete er sich mit dem Neuthomisten Jacques Maritain, einem der einflußreichsten katholischen Denker des 20. Jahrhunderts. Eines seiner ersten Bücher war eine Polemik gegen die Theosophie: »Le Théosophisme: Histoire d’une pseudo-religion«, die in einem von Maritain geleiteten Verlag 1921 erschien. 1923 brach er seine akademische Laufbahn ab, nachdem die Universität seine Dissertation über den Hinduismus zurückgewiesen hatte. 1924 erschien »Orient et Occident«, eines seiner größeren Werke über vergleichende Philosophie und Spiritualität. Seit 1926 schrieb er für eine Reihe katholischer und neu-rechter Zeitschriften. 1927 erschien »La crise du monde moderne«, das berühmteste seiner Bücher. 1930 ging er nach Ägypten, um sich dort in den Sufismus zu vertiefen. Er kehrte nie mehr nach Europa zurück. In Ägypten ehelichte er 1934 Fatima, die Tochter eines Sufischeichs, seine zweite Frau. In Kairo befreundete er sich mit Abd al-Halim Mahmud, dem Sufigelehrten und Präsidenten der al-Azhar-Hochschule. Guénon war Sympathisant der Action Française. Zu seinen Schülern gehörten Frithjof Schuon, Ananda Coomaraswamy, Titus Burckhardt, Marco Pallis, Seyyed Hossein Nasr und Martin Lings. Julius Evola wurde erheblich von Guénon beeinflußt, dessen Hauptwerk »Revolte gegen die moderne Welt« eine Antwort auf Guénons »Krisis der modernen Welt«. Einige andere Werke Guénons: »Le Roi du Monde« 1927, »Le Symbolisme de la Croix« 1931, »Les états multiples de l’être« 1932, »Le Règne de la Quantité et les Signes des Temps« 1945, eine Kritik am Positivismus und Reduktionimus, »La Grande Triade« 1946, »Aperçus sur l’Initiation« 1946, »Symboles de la Science sacrée« 1962 (postum).

Friedrich Hielscher. (1902-1990) War nationalrevolutionärer Publizist und heidnischer Kirchengründer. Er gehörte mit Ernst Jünger und anderen zum Kreis des »Neuen Nationalismus«, war Mitarbeiter der Zeitschrift »Arminius«, Schriftleiter des »Vormarsch« und von 1930 bis Anfang 1933 Herausgeber der Zeitschrift »Das Reich«. Er lehnte ebenso wie Jünger, August Winnig und Ernst Niekisch den Nationalsozialismus ab.

Arthur Machen. In Wales geborener Horrorautor (1863-1947), Vorbild H.P. Lovecrafts. Zählt mit Algernon Blackwood, Lord Dunsany und M. R. James zu den Großen dieses Genres. Hauptwerke: »The Great God Pan« (1894), »The Three Imposters« (1890) »The Hill of Dreams« (1907), »The Terror« (1917). Machen war außerdem Okkultist und neben Blackwood, Yeats und Aleister Crowley Mitglied im Hermetic Order of the Golden Dawn.

Sergei Nechayev. Der russische Nihilist Sergei Nechayev war Vorbild für die Gestalt Pyotr Verkhovenskys in der Erzählung »Der Besessene« von Dostoyevsky. Er gehörte zu den Theoretikern der anarchistischen Propaganda der Tat und wurde von Lenin wegen seiner Radikalität bewundert.

Ernst Niekisch. Der ehemalige SPD-Angehörige Niekisch (1889-1967) wurde 1918 Vorsitzender der Räte in München. Wegen seiner politischen Betätigung wurde er nach der Abschaffung der Räterepublik zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. Später entwickelte er sich als Führer der Jungsozialisten zu einem der Vordenker des nationalrevolutionären Widerstands gegen Hitler. 1933 veröffentlichte er das Buch »Hitler - ein deutsches Verhängnis«. Sein unveröffentlichtes Buch »Geheimnis des Reichs« trug ihm eine Anklage vor dem Volksgerichtshof ein, der ihn Anfang 1939 zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilte. Ab 1945 war er maßgeblich am Aufbau der DDR beteiligt und lehrte 1946 bis 1954 Politik und Soziologie an der Humboldt-Universität in Berlin. 1955 trat er aus der SED aus und zog sich in die innere Emigration zurück.

R.A. Schwaller de Lubitz. Schwallers Spezialität ist die esoterische Geschichte Ägyptens. Siehe die Publikationen: »The Temples of Karnak« und »Esoterism and Symbol«.

Miguel Serrano. Botschafter Chiles in Österreich zwischen 1962 und 1970, langjähriger Vorsitzender der Nationalsozialistischen Partei Chiles. Gilt mit seiner Veröffentlichung »Das goldene Band - Esoterischer Hitlerismus« als Vordenker des "esoterischen Hitlerismus”.

Otto Skorzeny. Schwiegersohn Hjalmar Schachts, war im Reichssicherheitshauptamt in der Abteilung Aufklärung für Auslandseinsätze deutscher Agenten zuständig, wurde vom Kriegsverbrecher-Tribunal in Dachau freigesprochen und spielte nach dem Krieg sowohl bei geheimen Fluchtoperationen untergetauchter Nationalsozialisten als auch in der Organisation Gehlen eine Rolle, in deren Auftrag er beim Aufbau des ägyptischen Geheimdienstes beteiligt gewesen sein soll.

Austin Osman Spare. London 1888-1956, an Okkultismus interessierter Dichter und Maler, bekannt für seine im Trancezustand entstandenen Zeichnungen.

Jean-François Thiriart. Während des Krieges 1940-45 war Thiriart Mitglied der Organisation "The Friends Of The Great German Reich" (AGRA). Er wurde von Ortega y Gasset und Evola beeinflußt, war mit Peron während seines spanischen Exils und mit Skorzeny in Madrid befreundet. Der 1993 verstorbene belgische Geopolitiker formulierte 1965 in seinem Hauptwerk »Europa - Ein Reich von 400 Millionen Menschen«, einige zentrale Theorien des Eurasiertums. Seiner Auffassung nach sind die USA der "absolute und objektive Feind” aller traditionellen Kulturen, freien Völker, Nationen und Identitäten. Er sah die größte Bedrohung für den Weltfrieden in amerikanischen Politologen und Militärstetegen. Rußland ist wesentlicher Bestandteil seines eurasischen Konzepts, eines eurasischen Europa, das er als Neues Rom bezeichnete. Dies drückt bereits der Titel seines Buches »Das Vierte Reich: Europa« aus. Das Vierte Reich wird Europa als Ganzes einschließlich des russischen Teils Asiens sein. Thiriart war mit General Jordis von Lohausen, einem Schüler Haushofers befreundet. Lohausen veröffentlichte 1981 das Buch »Mut zur Macht - Denken in Kontinenten«, das sowohl Haushofer als auch Thiriart verpflichtet ist und das Kurt Vowinckel, der Verleger der Werke Haushofers herausgab. Die 1991 in Frankreich gegründete nationalbolschewistische »Nouvelle Résistance« beruft sich auf das Manifest Thiriarts Pour la cause du peuple. Der französische Ableger der »Europäischen Befreiungsfront« pflegt Kontakte mit dem britischen Third Way, den Independisten der Ulster Nation in Belfast und ähnlichen Gruppierungen in Italien, Polen und Rußland (Dugin, Limonov). Wahrer Faschismus ist für Thiriart nicht rechtsgerichtet. (Er beruft sich dabei auf den israelischen Historiker Zeev Stemhell) Der Nationalsozialismus habe vielmehr zahlreiche linke Wurzeln. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis interviewte Thiriart Otto Strasser. Die meisten der SA-Angehörigen waren nach Thiriart Kommunisten, die zu Hitler überliefen: aussen braun und innen rot. In Ostdeutschland wurden viele von ihnen ab 1950 auch außen wieder rot. 1992 propagierte Thiriart in Moskau die Idee, daß nur aus Rußland ein geopolitischer Messias hervorgehen könne, der als Anführer der eurasischen Völker einen neuen Zyklus der nicht-amerikanisch bestimmten Zivilisation in Gang setzen werde.

Pierre de Villemarest. Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter und katholische Integralist publizierte u.a.: »L’Espionnage soviétique en France depuis 1944«, 1969; »La marche au pouvoir en URSS« 1969; »The Secret History of Terrorist Organizations«, 1976; »G.R.U., »Le Plus Secret des services soviétiques 1918-1988«, zusammen mit Clifford A. Kiracoff, 1988, »A l' ombre de Wall Street. Complicités et financements soviéto-nazis«, 1996, über die Finanzierung der bolschewistischen Revolution und des Nazismus durch die jüdische Hochfinanz; »Polyarnik: histoire d'un chef d'etat, espion episodique de moscou«, 2000, ausserdem: »Les stratèges de la peur: L' histoire de vingt années de guerre révolutionnaire en Argentine«, »Les sources financières du nazisme«, »Le coup d'état de Markus Wolff – la guerre des deux Allemagnes - la Stasi«, »Les dossiers du CEI – 1993-1994«,. Er ist Mitarbeiter des katholischen Radiosenders Radio Silence in Paris.

Francis Parker Yockey. Der in Chicago geborene Rechtsanwalt (1917-1962) war kurze Zeit Mitarbeiter bei den Nürnberger Prozessen. Nach 1945 verfaßte er das Hitler gewidmete Buch »Imperium – The Philosophy of History and Politics«, in dem er für die Errichtung einer arischen Weltherrschaft eintrat. Wird von manchen Autoren als amerikanischer Hitler bezeichnet.


  
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